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Selbstverteidigung – am Anfang steht das Selbstvertrauen

Menschen mit Behinderung fühlen sich in kritischen Situationen meist hilflos und ihrem Gegenüber ausgeliefert. Auch sie haben aber gute Möglichkeiten, Übergriffe abzuwehren – oder noch besser – ganz zu vermeiden.

Foto von Boxhandschuhen. | © unsplash

Entsprechende Kurse steigern das Selbstbewusstsein. (unsplash)

Eine bekannte Situation: Nach einem Konzert oder Theaterbesuch am Abend begibt man sich auf den Heimweg. Leider führt dieser Weg durch eine dunkle, menschenleere Gegend. Und plötzlich fragt man sich, ob die Person hinter einem nicht schneller wird und beginnt aufzuholen. Ein ungutes Gefühl beschleicht hier wohl jede und jeden, ganz besonders Menschen mit einer Behinderung. Aber was sollen sie tun?

Im Zentrum steht dabei sicherlich die Prävention. Es gilt, kritische Situationen im vorne herein zu umgehen. Im öffentlichen Raum sollten belebte und gut beleuchtete Orte und Wege gewählt werden. Dies ist aber leider nicht immer möglich und der Gewaltprävention im privaten Bereich nicht hilfreich.

Selbstbewusstsein stärken

Menschen mit Behinderung fällt es häufig schwer, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Aber gerade das ist nötig, um eine Angreiferin beziehungsweise einem Angreifer entschlossen entgegentreten zu können. Denn die Täterinnen und Täter gehen davon aus, dass sich Opfer mit Behinderungen nicht wehren können. Ein positives Selbstwertgefühl mit entschlossener Gegenwehr verunsichert Täter:innen. Es ist in der Selbstverteidigung wichtig, sich seiner Stärken bewusst zu sein und sich ein positives Selbstbild zu erarbeiten – wie in anderen Lebensbereichen auch.

Training für Frauen und Mädchen

Für Frauen und Mädchen gibt es speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Kurse, wie zum Beispiel WenDo-Kurse. In diesen Kursen lernen sie Selbstverteidigung als Ganzes. Diese beginnt mit Übungen zur eigenen Wahrnehmung und verbaler Verteidigung. Ausserdem wird aufgezeigt, wie Frauen es schaffen, nicht in die Rolle des Opfers gedrängt zu werden. Zudem werden Techniken vermittelt, wie in Angstsituationen die Handlungsfähigkeit erhalten bleibt und wie der Körper als Waffe eingesetzt werden kann. Die Kurse unter Frauen bieten gute Möglichkeiten, gegenseitig Erfahrungen auszutauschen und zu besprechen.

Selbstverteidigung individuell

Eine Form, der vom Geschlecht unabhängigen Selbstverteidigung, ist ESDO. Dieser Selbstverteidigungssport ist besonders gut für Leute mit körperlichem Handicap geeignet. Denn die Ausbildung in dem Sport verläuft nicht nach starren Abläufen, sondern ist individuell gestaltet. Dadurch können aus verschieden Kampfsportarten die Techniken trainiert werden, welche den eigenen körperlichen Fähigkeiten am besten entsprechen. Das eigene Gewicht, die Körperkraft und die Reichweite werden bei der Technik optimal genutzt. Zudem wird auch die Angriffsenergie des Gegners genutzt. Die Selbstverteidigungstechnik ist dadurch für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, genauso geeignet wie für andere körperlich unterlegene Menschen. Zudem kann ESDO auch als Reha-Sport betrieben werden. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass sich auch andere Kampfsportarten für Menschen mit Behinderung eignen. Es empfiehlt sich aber vorher abzuklären, was mit der jeweiligen Behinderung vereinbar ist.

Vorsicht mit Waffen

Gezielt Waffen zur Abwehr einzusetzen, ist heikel. Leicht kann man sich mit einer Schuss- und Stichwaffe selbst verletzten oder sie kann vom Angreifer entwendet und gegen das Opfer gerichtet werden. Werden solche Waffen «erfolgreich» eingesetzt und der Täter ist verletzt, kann das schwerwiegende rechtliche Folgen für die Benutzer der Waffe haben. Wenn überhaupt, sind Gegenstände wie Kubotan geeigneter. Dies ist ein circa 13 cm langer Metallstift, welcher an Punkten des gegnerischen Körpers Druck erzeugt, ohne ihn zu verletzten. Die Funktionsweise lässt sich am besten veranschaulichen, in dem man sich selbst einen Kugelschreiber gegen den Handrücken drückt. Ähnlich wirkungsvoll können auch andere erreichbare Gegenstände sein wie Löffel, Taschenlampen und so weiter. Aber auch Gehhilfen wie Krücken und Stöcke sind nützliche Verteidigungsmittel. Generell muss festgehalten werden, dass Waffen nur sinnvoll sind, wenn man auch wirklich damit umgehen kann.

Es bleibt jedoch dabei – am effizientesten sind Verteidigungstechniken, wenn sie gar nicht erst eingesetzt werden müssen. Wenn immer möglich, gilt es also, Auseinandersetzungen zu vermeiden.


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