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Leichte Sprache: «Ich bin Prüfer geworden, damit einfachere Leute mehr verstehen»

Seit Anfang 2015 übersetzt das Büro für Leichte Sprache von Pro Infirmis Texte in Leichte Sprache. Unter anderem arbeiten dort auch Menschen mit Leseschwierigkeiten, welche Texte auf ihre Verständlichkeit prüfen. Wir haben zwei von ihnen interviewt.

Zwei Menschen unterhalten sich vor einem Whiteboard. | © Gesellschaftsbilder, Andi Weiland

Leichte Sprache ist Teil der Inklusion. (Gesellschaftsbilder, Andi Weiland)

Die Leichte Sprache ist ein seit 2006 verfolgtes Konzept, dessen Ziel es ist, kommunikative Hürden für Menschen mit Leseschwierigkeiten abzubauen. Damit soll es diesen Menschen ermöglicht werden, ihr Recht auf Information wahrzunehmen und so eine grössere gesellschaftliche Teilhabe zu garantieren. 

In der Schweiz setzt sich das Büro für Leichte Sprache von Pro Infirmis für die weitere Verbreitung der Leichten Sprache ein. Ihr Angebot richtet sich dabei an Organisationen, die ihre Informationen verständlicher machen wollen. Im Büro für Leichte Sprache arbeiten auch Menschen mit Leseschwierigkeiten, diese prüfen die übersetzten Texte auf ihre Verständlichkeit.

In Interview bei uns erzählen zwei der Prüfenden, Lucrezia Fopp und Hanspeter Roost, von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen.

Frau Fopp und Herr Roost, warum sind Sie Prüferin und Prüfer geworden?

Lucrezia Fopp: Weil Pro Infirmis mich angefragt hat. Ich habe mich dafür entschieden, es mal auszuprobieren.

Hanspeter Roost: Es ist erst einmal interessant für mich. Ich kann mit der Sprache lernen. Es gibt Texte, die so kompliziert sind, dass einfache Leute das nicht verstehen. Ich bin Prüfer geworden, damit diese Leute Texte besser verstehen können.

Wie viele Einsätze hatten Sie bisher im Büro für Leichte Sprache?

Lucrezia Fopp: Bis jetzt etwa 20-mal. 2-mal pro Woche finde ich gut. 3-mal ist mir zu viel.

Hanspeter Roost: Ich kann nur am Montag oder am Samstag prüfen. Im Geschäft können sie nicht auf mich verzichten. Ich komme gerne an meinem freien Tag, das ist okay. Dann komme ich auch aus meinen 4 Wänden raus. Ein Tapetenwechsel – das ist wichtig für mich.

Lucrezia Fopp: Ich komme auch gerne in meiner Freizeit. Ich arbeite 40 Prozent.

Bekommen Sie einen Lohn für Ihre Tätigkeit?

Hanspeter Roost: Ja, aber ich mache es nicht nur wegen des Geldes. Ich mache es, weil es mir Spass macht.

Lucrezia Fopp: Ich finde es auch gut, dass ich zusätzlich noch etwas Lohn bekomme. Ich spare das Geld. Zum Beispiel für Ferien.

Warum braucht es Texte in Leichter Sprache?

Lucrezia Fopp: Weil es viele schwierige Wörter gibt. Es ist besser, wenn sie einfach geschrieben sind und ich sie verstehe.

Hanspeter Roost: Oft wenn ich ein Gerät kaufe, ist die Gebrauchsanweisung so kompliziert geschrieben, dass man verzweifelt.

Lucrezia Fopp: Bei den neuen Billett-Automaten der SBB komme ich wirklich nicht draus. Ich muss am Schalter fragen, um ein Billett zu lösen. Wenn es einfacher geschrieben wäre, würde ich es gerne selber machen.

Was haben Sie aus Ihrer Tätigkeit gelernt?

Lucrezia Fopp: Ich habe schwierige Wörter kennengelernt. Zum Beispiel «Grund-Sätze», oder «Menschen mit Beeinträchtigung», da habe ich nicht gewusst, was das heisst.

Lesen Sie auch in der Freizeit?

Lucrezia Fopp: Ja, ich lese gerne «Die unendliche Geschichte» oder «Momo» von Michael Ende.

Hanspeter Roost: Ich lese gerne und gehe auch ins Internet, auf Wikipedia. Auf Wikipedia verstehe ich manchmal auch nicht alles, dann frage ich einen Betreuer.

Möchten Sie zum Schluss noch etwas loswerden?

Hanspeter Roost: Für mich wäre wichtig, wenn alles im Alltag einfacher geschrieben wäre. Damit wir uns in dieser Welt besser zurechtfinden.

Lucrezia Fopp: Ich finde es gut, dass dank des Büros für Leichte Sprache auch andere Menschen vieles besser verstehen können.


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