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Studieren mit Behinderung

Die Mehrheit der Schweizer Universitäten zeigt Engagement für die Bedürfnisse von Studierenden mit Behinderung, um ein barrierefreies Studium zu ermöglichen. Dabei ist der Austausch zwischen Studierenden und der Hochschule entscheidend.

Drei Studierende arbeiten und lachen gemeinsam in der Bibliothek. | © pexels Eine Behinderung oder Krankheit darf nicht der Grund sein, um auf ein Studium zu verzichten. (pexels)

Seit 2004 gilt in der Schweiz das Behinderungsgleichstellungsgesetz. Artikel 8 der Bundesverfassung schreibt vor, dass «das Gesetz Massnahmen zur Beseitigung von Benachteiligungen der Behinderten vorsieht». Dies beinhaltet auch vollen Zugang zum Studium.

Eine Behinderung oder chronische Krankheit ist längst kein Grund mehr auf eine akademische Laufbahn zu verzichten. Hochschulen und Universitäten sind bemüht Benachteiligungen für Studierende mit Behinderung oder schweren Erkrankung abzubauen, um Menschen, welche ein Studium mit Behinderung absolvieren, optimale Studienbedingungen zu ermöglichen. 

Keine genauen Zahlen

Verlässliche Zahlen über Studierende mit Behinderung gibt es bisher keine, da keine Meldepflicht bei Universitäten und Hochschulen besteht. Ausserdem ist die Definition von Behinderung nicht einfach. Längst nicht alle suchen Hilfe bei den Beratungsstellen. «Ich kann keine Zunahme feststellen», berichtet EnableMe-Fachexpertin Dr. Annette Kahlen, Leiterin Stabsstelle Diversity an der Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). «Viele sind gut vorbereitet und brauchen meine Hilfe nicht.» Sie sind in der Regel vollständig integriert.

Gemäss den Erfahrungen von Susanne Wipf, Verantwortliche Servicestelle Studieren ohne Barrieren (StoB) an der Uni Basel, sind etwa die Hälfte aller Ratsuchenden Studierende mit psychischen Beeinträchtigungen. Diese Zahlen bestätigen auch andere Datenerhebungen.

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Zur Anmeldung

Frühzeitig informieren

Am besten ist es, wenn man sich schon vor dem Studium informiert, welche Möglichkeiten man hat, welche infrastrukturellen Probleme es geben könnte (zum Beispiel Treppen und Schwellen) und wie diese und andere Hindernisse möglichst noch vor Studienbeginn behoben werden können. Um solche und andere Probleme zu vermeiden, verfügen die meisten Universitäten und Hochschulen über Beratungsstellen für Studierende mit Behinderung. Die Einsätze für ein Studium mit Behinderung reichen von modernen Informationstechniken über die Unterstützung bei der Aufarbeitung von Lehrmaterialien bis hin zum Einsatz von persönlichen Studienhelfern.

Auch der Transport zur Universität, Parkmöglichkeiten (Rollstuhlparkplatz) und Wohnsituation sollten möglichst im Vorfeld geklärt werden. Die Rücksprache mit der Invalidenversicherung oder Krankenkasse zur Finanzierung von Hilfsmitteln oder passenden Wohnungen kann auch mit Hilfe der Beratungsstellen erledigt werden. Da dies häufig kantonsübergreifend geregelt werden muss, ist diese Aufgabe häufig ziemlich komplex. Manchmal finden sich auch Stiftungen, die den Studierenden unter die Arme greifen. Auch hier helfen die Leute von den Beratungsstellen natürlich gerne.

Behinderung kommunizieren

Die Hindernisse, auf welche die Studierenden mit einer Behinderung stossen, sind selten absichtlich verursacht. Häufig sind gerade die Dozierenden mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, dass sie vergessen, zum Beispiel die Induktionsanlage für Studierende mit Hörbehinderung anzustellen.

Die Behinderung zu ignorieren oder gar zu verstecken, ist hinderlich für die Integration. Kommuniziert man sie, sind die Studierenden mit einer Behinderung meist sehr gut integriert. «In Universitäten und Fachhochschulen haben die Leute auch meist schon eine gewisse Reife erreicht. Eine Integration ist dann selbstverständlicher und einfacher als für Teenager», erklärt Annette Kahlen.

Wichtig ist, dass Studierende mit Behinderung Kommilitonen und Dozierende über ihr Handicap informieren, sonst können schnell Missverständnisse entstehen. Das Buch «sichtbar-unsichtbar» von Dr. Caroline Cornelius gibt gute Hinweise, wie eine Behinderung verständlich kommuniziert werden kann. Wichtig ist zum Beispiel, dass man ganz konkrete Anweisungen gibt (z. B. reservierter Sitzplatz oder immer Mikrofon benutzen).

Hilfe zur Selbsthilfe anbieten

«Nicht für die Schule, für’s Leben lernt man», heisst es so schön. Deshalb legt Annette Kahlen Wert darauf, dass man den Studierenden nicht die Arbeit abnimmt, sondern ihnen lediglich Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Das heisst, die Beratungsstellen zeigen den Studierenden lediglich ihre Möglichkeiten auf. Das Gespräch mit den Dozierenden oder Kommilitonen suchen und sie über ihre Bedürfnisse aufklären, sollen die Studierenden jedoch selbst.

Nur in Härtefällen, wo ein wiederholtes Hinweisen auf die Bedürfnisse des Studenten, der Studentin nichts bringt, greift sie selbst ein. Auch Abklärungen mit dem Technischen Dienst übernimmt Annette Kahlen in der Regel selbst.

Aufgeschlagenes Mathematik-Buch. Mit Hilfe eines Tutors kann man verpasste Lektionen nacharbeiten.

Strategien erarbeiten

Studierende, die schon länger mit ihrer Behinderung leben, haben es meist leichter im Studium und brauchen weniger Unterstützung von der Beratungsstelle. Da sie ihre Behinderung und die damit verbundenen Einschränkungen schon länger kennen, haben sie meist schon viele Strategien entwickelt und sie wissen auch, wie sie Unterstützung von ihren Mitmenschen anfordern können oder wie sie ihre Behinderung kommunizieren.

Frisch Betroffene sind häufig noch damit beschäftigt, sich selbst und die Behinderung anzunehmen und zu akzeptieren. Sie müssen sich und die Welt neu entdecken und kennenlernen. Meist fällt es ihnen auch schwer um Hilfe zu bitten oder ihre Dozierenden und Kommilitonen über die Behinderung aufzuklären. Strategien müssen sie sich erst erarbeiten. Die Beratungsstellen an den Institutionen haben bereits Erfahrungen in diesem Bereich und können den frisch Betroffenen die Erfahrungen anderer vermitteln.

«Bei beiden ‹Gruppen› ist jedoch auffällig, dass die Studierenden mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit hochmotiviert sind, sehr hohe Ansprüche an sich selbst haben und einfach alles geben», berichtet Annette Kahlen. Dies mag damit zusammenhängen, dass diese Studierenden sich und ihren Mitmenschen beweisen wollen, dass auch sie etwas leisten können.

Zusammen Lösungen finden

Susanne Wipf von der Uni Basel betont, dass der persönliche Kontakt mit den Studierenden sehr wichtig ist. Sie sieht ihre Aufgabe unter anderem im Vermitteln und Brücken schlagen zwischen den erwarteten Studienleistungen seitens der Hochschule und dem Studenten, der Studentin mit einer Behinderung. Auch für Studierende, die aufgrund ihrer Behinderung oder Krankheit häufig Vorlesungen verpassen, findet sich immer eine Lösung. «Nach Absprache mit Dozent und Student kann zum Beispiel ein Ersatzleistungsnachweis durch eine Arbeit erbracht werden», schlägt Annette Kahlen vor. Auch Unterstützung durch Tutoren oder Notizen der Kommilitonen können Abhilfe schaffen.

Alternativen und Jobtraining

Wer aufgrund seiner Behinderung oder aus finanziellen Gründen kein Vollzeitstudium absolvieren kann, könnte ein Teilzeitmodell (flexibles Studium Modell «F») oder Fernstudium in Erwägung ziehen. Weitere interessante Möglichkeiten bieten Stipendien.   

Wenn das Studium abgeschlossen ist, dann macht Sie das Jobtraining fit für den Einstieg in die Berufswelt. Im Artikel zum Praktikum für Studierende erfahren Sie zudem wertvolle Tipps, auf was Sie bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz achten sollten. 


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