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Der Arzt im Rollstuhl: Christian Wenk

Christian Wenk war lange Oberarzt am Schweizer Paraplegiker Zentrum und seit einem Sportunfall querschnittgelähmt. Der Pianist und Handbiker ist als Selbstbetroffener ein gutes Vorbild für seine querschnittgelähmten Patientinnen und Patienten.

Mann in Rollstuhl, Frau läuft nebenher.  | © pixabay

Durch seine eigene Krankheit kann Dr. Wenk seine Patient:innen besser verstehen. (pixabay)

Seit 2000, durch einen Trainingsunfall in Japan ist Christian Wenk querschnittgelähmt. Er prallte mit dem Velo in einer Kurve mit 70km/h in einen falsch parkierten Lieferwagen. Bei dem Unfall erlitt er gequetschte Lungen, Rippenbrüche, durchgebissene Zunge, eine schwere Hirnerschütterung und drei gebrochene Brustwirbel.

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Ein Mann hält den Daumen hoch. | © pexels

Für die Rücken-OP zurück in die Schweiz

«Es ist ein Wunder, dass ich den Unfall überlebt habe, und dieses Wunder haben die Japaner geleistet», erinnert sich Wenk zurück. Die Rückenoperation jedoch wurde auf Wenks eigenen Wunsch in der Schweiz durchgeführt. «Vermutlich lag es an dem Vertrauen, das man in die Medizin des eigenen Landes hat. Heute bin ich überzeugt, dass eine Operation in Japan mindestens genauso gut herausgekommen wäre wie in der Schweiz.»

Dadurch, dass Wenk ab dem dritten Brustwirbel abwärts gelähmt ist, hat er auch keine Brustmuskulatur mehr, die ihn bei aufrechtem Sitzen unterstützen kann. «Wenn ich etwas hochheben will, muss ich mich mit der anderen Hand festhalten.» Inzwischen hat er die Strategie, seine fehlenden Rumpfmuskeln mit den Armen zu kompensieren, soweit perfektioniert, dass es sogar kaum auffällt, wenn man davon weiss.   

Barrierefreier Arbeitsplatz Spital

Viel Zeit zum Erholen gönnte sich der damals 26-Jährige nicht. Nach einer rekordverdächtig kurzen Reha von nur zehn Wochen im Paraplegikerzentrum Balgrist in Zürich entschloss er sich, sein Musikstudium zugunsten eines Medizinstudiums aufzugeben. Schon knapp ein Jahr nach dem Unfall arbeitete er als Unterassistenzarzt. Später dann war er als Assistenzarzt im Luzerner Kantonsspital auf der Abteilung für Hirn- und Nervenverletzte tätig. «Am Anfang war vieles schwierig, da der Kreislauf und die Belastbarkeit noch instabil waren.» Doch Christian Wenk ist ehrgeizig und steckt sich selbst hohe Ziele. So war er lange Oberarzt am Schweizer Paraplegikerzentrum in Nottwil, Abteilung Physikalische Medizin und Rehabilitation.   

Probleme mit Barrieren hatte er dort keine. Alle Gebäude sind rollstuhlgängig und als Selbstbetroffener war er für sein Team und vor allem für die Patientinnen und Patienten ein wichtiges Vorbild. «Dr. Wenk gibt uns einen noch tieferen Einblick in die Belange Querschnittgelähmter und ihm fallen Dinge auf, die uns entgehen», erklärte ein Teammitglied.

Wenk selber sah sich als grosse Chance für die Patienten. «Wenn ich als Betroffener den Patienten authentisch etwas über ihre Situation erzählte, fühlten sie sich eher verstanden», berichtet Wenk über die Vorteile seiner Behinderung im Beruf. Allerdings: «Ich wäre gerne Rettungsarzt bei der Rega geworden, was mit dem Rollstuhl aber unmöglich ist.» «Für alle anderen medizinischen Bereiche ist der Rollstuhl kein Hindernis». Denn immerhin sind Spitäler jene öffentlichen Gebäude, wo tagtäglich Rollstühle, Krankenbetten und Infusionsständer herumgefahren werden, somit waren für den Arzt im Rollstuhl keine Anpassungen am Arbeitsplatz nötig.

« Mein nächstes grosses Ziel mit der Nationalmannschaft Handbike sind die Paralympischen Spiele in London 2012. »

Ungebrochene Radleidenschaft

Als Duathlet vor dem Unfall, blieb Wenk auch danach die Leidenschaft fürs Velofahren und somit ist er von zwei auf drei Räder, auf das Handbike, umgestiegen. Auch hier trainierte er sich schnell an die Spitze und wurde anfangs 2007 von der Geschäftsleitung der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung sogar zum Nationaltrainer Handbike gewählt. Die Schweizer Handbiker haben während seiner Amtszeit mehrere Paralympics- und WM-Medaillen geholt. 

Neben Arzt und Sportler auch Pianist

Eine weitere Leidenschaft des 36-Jährigen ist das Piano. Im jungen Alter von sieben Jahren begann er Klavier zu spielen und vor seinem Unfall hatte er eineinhalb Jahre Musik studiert. Dass er das jedoch nicht zu seinem Beruf machen will, wusste er schon damals. Musik spielte in seiner Familie schon immer eine grosse Rolle. Seine Mutter spielt Geige im Orchesterverein Zürich, sein Vater wirkt als Cellist und Präsident in diesem Orchester und seine Schwester ist Profigeigerin.

Als Wenk nach der Reha wieder ans Klavier sass, merkte er schnell, dass Spielen wie bisher nicht mehr möglich war. Der hohe Grad seiner Lähmung liess eine Betätigung des Klavierpedals nicht mehr zu und beeinträchtigte die zum Klavierspielen notwendige Stabilität. Dank eines speziell für ihn entwickelten Systems zur Bedienung des Pedals, einer Art Röhrchen, das er mit dem Mund bedienen kann, und mit seinem starken Willen intensivierte Christian Wenk das Klavierspiel wieder. «Musik ist der Zugang zu Emotionen, zu meinem Inneren», erklärt Wenk seine Leidenschaft. 2003 gab er sein erstes Konzert mit Orchester nach seinem Unfall. Fortan übte er eine rege Konzerttätigkeit aus und trat als Kammermusiker und Solist mit verschiedenen Orchestern auf, unter anderem mit dem Sinfonieorchester Nota Bene und dem Orchesterverein Zürich.

« Ich suche immer wieder neue Herausforderungen, das ist auch wichtig, denn alle brauchen diese Herausforderungen als Bestätigung. Der Querschnitt sei die ultimative Herausforderung, dies zu toppen würde sich als sehr schwierig herausstellen! »

Diese positive Einstellung gegenüber Herausforderungen half Christian Wenk, seine Träume trotz Einschränkungen zu verwirklichen.


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