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Burnout: Ausbrennen bei der Arbeit

Ein Burnout kann schwerwiegende psychische, körperliche und emotionale Folgen haben. Wodurch ein Burnout verursacht wird, was typische Symptome und Risikofaktoren sind und wie die Behandlung abläuft, erfahren Sie hier.

Ein Mann leidet zu Hause an Burnout. | © pixabay Der immer hektischer werdende berufliche und private Alltag fordert seinen Tribut. (pixabay)

Monatelang hat Vanessa Osterhold ignoriert, dass etwas nicht mehr stimmt. So erzählt es die junge Frau in ihrem Erfahrungsbericht zum Thema Burnout. «Ich war der Meinung, es würde schon weitergehen. Aber irgendwann ging dann halt gar nichts mehr.» Aber wie kommt es überhaupt so weit? Wie fühlt sich ein Burnout, also geistiges Ausbrennen, an und wieso sind Betroffene nicht mehr in der Lage, Herausforderungen des Alltags zu meistern? Das schauen wir uns im folgenden Beitrag an.

Definition Burnout: was ist das überhaupt?

Was ein Burnout genau ist, ist unter der Schweizer Ärzteschaft umstritten. Für Diskussionen sorgt vor allem die unklare Abgrenzung zur Depression, ähneln sich doch sowohl Symptome als auch Behandlungsmethoden stark. Ein Burnout wird als «ein emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfungszustand» definiert. Wörtlich übersetzt bedeutet der englische Begriff «burn out» so viel wie «ausbrennen». 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Burnout 2019 als gesundheitsgefährdenden Faktor anerkannt. Sie definiert das Syndrom als «Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann», sieht es aber nicht als Krankheit, sondern als einen durch die Arbeitstätigkeit verursachten chronischen Risikofaktor für andere Erkrankungen. Genau darin besteht auch der wesentliche Unterschied zur klassischen Depression: Im Gegensatz zum Burnout gilt die Depression als eigenständige Krankheit. Details zur Unterscheidung lesen Sie in unserem Beitrag «Burnout/Depression: Was Sie wissen müssen».

Ursachen und Risikofaktoren eines Burnouts

Obwohl Stress (am Arbeitsplatz) als Hauptursache für ein Burnout angesehen wird, wirken sich sowohl äussere als auch innere Faktoren auf das Syndrom aus. Ein Burnout kann alle treffen. Zwar gibt es Menschen, die aufgrund ihres Berufs oder ihrer Persönlichkeitsstruktur anfälliger sind, aber wie bei allen psychischen Leiden ist es so, dass niemand wirklich sicher vor einer Erkrankung ist. Der Frage «Was führt zu einem Burnout» gehen wir im entsprechenden Beitrag auf die Spur. 

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Wie fühlt es sich an, das Burnout? Symptome, Verlauf und Diagnose

Ein Burnout ist kein einmaliges, spontan auftauchendes Ereignis. Es handelt sich beim Syndrom vielmehr um einen langwierigen, langsamen Prozess. Für Vanessa hat es sich angefühlt, «wie vom eigenen Leben überrollt zu werden». Auch von extremer Müdigkeit, Herzrasen, Hoffnungslosigkeit und Schlafstörungen berichtet sie. Zwar gibt es nicht  «die» Burnout-Symptome, da sich das Syndrom bei jedem Menschen anders äussert, gemäss der WHO lässt sich ein Burnout aber anhand der folgenden Symptome erkennen: 

  • Starkes Erschöpfungsgefühl
  • Steigende geistige Distanz und/oder negative Haltung zum Job
  • Abnahme der beruflichen Leistungsfähigkeit

Die Erkrankung lässt sich in verschiedene Phasen einteilen. Über deren Intensität und Dauer ist sich die Wissenschaft uneinig. Während der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger und die Journalistin Gail North in ihren Fachbeiträgen von zwölf Phasen schreiben, legen sich die Psychologen Jerry Edelwich und Archie Brodsky auf fünf fest. Wir haben das 5-Phasen-Modell einfach verständlich anhand einer Kerze versinnbildlicht.

Auf dem Bild sind die Burnout-Phasen als Kerzen dargestellt: die erste Kerze ist noch gross und wird erst angezündet. Danach werden Kerze und Flamme immer kleiner, die fünfte Kerze ist nur noch ein Stummel und die Flamme erloschen. | © Stiftung MyHandicap / EnableMe Die fünf Burnout-Phasen. (Stiftung MyHandicap / EnableMe)
  • Phase 1: Die Kerze wird angezündet. In der Anfangsphase fühlen sich Betroffene enthusiastisch und geben sich besonders viel Mühe, haben vielleicht das Gefühl, sich beweisen zu müssen. Das ist im Grunde nichts Schlechtes, aber wenn Ruhephasen fehlen, sprich, die Kerze zu lange brennt, ohne ausgetauscht zu werden, ist Phase 2 und damit die Vorstufe des eigentlichen Burnout-Prozesses nicht mehr weit.
  • Phase 2: Die Kerze brennt schon eine Zeit lang. Betroffene haben in der Anfangsphase so viel Energie verbraucht, dass Engagement und Leistungsfähigkeit ganz langsam abnehmen. Diese Vorstufe des Burnouts wird auch als «Burn On» bezeichnet. Denn, um den Leistungsabfall zu verhindern, engagieren sich Betroffene noch stärker, «brennen» also quasi weiter. Um den Prozess aufzuhalten, müssen Betroffene jetzt erkennen, dass sie sich zu sehr verausgabt haben und eine Pause machen müssen. Es bietet sich also an, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen und aktiv nach Unterstützung zu fragen. Eine Krisenintervention ermöglicht es Betroffenen zudem, zur Ruhe zu kommen und die nächsten Schritte zu planen.
  • Phase 3: Kerze und Flamme werden immer kleiner. Ebenso sinken auch Energie, Engagement und Motivation der Betroffenen. In dieser Phase machen sich erste psychische Symptome wie Hoffnungslosigkeit, Frustration und Aggression bemerkbar.
  • Phase 4: Die Kerze ist heruntergebrannt. Betroffene spüren spätestens jetzt körperliche Reaktionen wie diffuse Schmerzen, Herzrasen oder Verdauungsstörungen.
  • Phase 5: Die Flamme ist erloschen. Zurück bleibt nur Rauch, Betroffene leiden unter starker Erschöpfung, sind kaum bis gar nicht mehr leistungsfähig und entwickeln ohne Behandlung eine sogenannte Erschöpfungs- oder Stressdepression.

Ein Burnout kann langfristige, negative Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer permanenten Arbeitsunfähigkeit oder sogar zum Suizid. Mehr über den Burnout-Verlauf lesen Sie im Beitrag: «Burnout – Symptome, Verlauf und Diagnose».

Burnout – Behandlung, Prognose und Prävention

Am besten ist es natürlich, wenn es gar nie zu einem Burnout kommt, die Kerze also vor dem Herunterbrennen ausgetauscht wird. Die Burnout-Prävention spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Hierbei sollen Betroffene lernen, besser mit Stress umzugehen und diesen abzubauen, anstatt ihn zu ignorieren. Die Burnout-Prävention stützt sich auf zwei Ansätze: 

  1. Betroffene können versuchen, Stress direkt bei der Wurzel zu packen und dort konkrete Massnahme durchzusetzen. Das kann zum Beispiel eine Krankschreibung oder eine Reduktion des Arbeitspensums sein. Ergänzend dazu oder, wenn berufliche Veränderungen nicht möglich sind, kommt Ansatz zwei ins Spiel.
  2. Betroffene versuchen, diejenigen Umstände zu ändern, auf die sie einen direkten Einfluss haben. Meist bedeutet das, dass sie sich um einen gesunden Lebensstil bemühen und sich Strategien für den Stressabbau zurechtlegen.

Sollten Sie an einem Punkt angelangt sein, an dem Präventivmassnahmen nicht mehr greifen, wird eine Burnout-Behandlung notwendig. Ein wichtiger erster Schritt besteht darin, sich die Krankheit einzugestehen, denn nur so kann die eigentliche Therapie fruchten. In der Psychotherapie lernen Patient:innen dann, wie es überhaupt zum Burnout kommen konnte und wie sie sich zukünftig schützen können. Unterstützt wird der Behandlungsprozess durch Medikamente, die die Stimmung stabilisieren und den Antrieb steigern sowie alternative Therapien zum Stressabbau. Die Prognose ist nicht schlecht, das bestätigt auch Vanessa: «Es kann wirklich besser werden und oftmals eben auch wieder beschwerdefrei.»

Darüber sprechen hilft

Ein Burnout bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Sie sind jedoch nicht alleine! Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen hilft, neue Lösungen und Perspektiven zu finden. Teilen Sie Fragen und Herausforderungen bei einem persönlichen Peer-Austausch oder stellen Sie Ihre Fragen anonym und kostenlos in unserer Community.

Zu den Austausch-Programmen

Das Burnout-Syndrom und die Schweiz

In der Schweiz sind Untersuchungen zufolge rund 10,5 Prozent der Erwerbsbevölkerung direkt von einem Burnout bedroht und 21 Prozent leiden unter sehr starkem Stress. In den letzten Jahren hat die Anzahl betroffener Menschen stark zugenommen. Diese Entwicklung verursacht immense wirtschaftliche Schäden für Unternehmen und die Gesellschaft – bis zu zehn Milliarden Franken jährlich. Gleichzeitig sind die Kosten für eine Burnout-Behandlung in der Schweiz sehr hoch und die Krankenkassen übernehmen meistens nur einen kleinen Teil der Kosten. Deshalb gibt es in letzter Zeit vermehrt politische Bestrebungen, das Burnout offiziell als Berufskrankheit anzuerkennen. Auch haben immer mehr Unternehmen ein Auge auf die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz. Wenn Sie mehr über die Situation in der Schweiz erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen den Beitrag: «Burnout – Die Lage in der Schweiz».

Wo erhalte ich Hilfe und weitere Informationen?

Einen weiteren Einblick ins Thema bietet das Interview mit Prof. Matthias Burisch, einem der anerkanntesten Wissenschaftler im Bereich Burnout. Grundlegende Informationen über psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz lesen Sie in unserem entsprechenden Beitrag. Sollten Sie bei sich oder einer nahestehenden Person erste Warnzeichen erkennen, ist es wichtig, sofort zu handeln! Suchen Sie sich Hilfe bei den geeigneten Fachpersonen. Das können Coaches sein, Psychiater:innen, Psycholog:innen oder der Hausarzt, die Hausärztin. Folgende Organisationen können Ihnen helfen, geeignete Therapeut:innen zu finden:

Für anonyme Soforthilfe empfehlen wir Die dargebotene Hand. Denn, wie Vanessa es treffend formuliert: «Wir sind nicht alleine. Du bist nicht alleine. Es gibt so viele betroffene Menschen und vor allem gibt es da draussen Menschen, die dich unterstützen können. Vertraue dich unbedingt jemandem an.»

Eindrücklicher Kurzfilm zum Thema Burnout den Flurin Bucher, Jada Niederdorfer, Lucas Bürge und Marco Kummer im Rahmen ihrer Vertiefungsarbeit gedreht haben.


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