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Schädel-Hirn-Trauma: Gehirn in Gefahr

In der Schweiz erleiden jedes Jahr über 20'000 Menschen ein Schädel-Hirn-Trauma. Die ernsthafte Erkrankung, auch bekannt als Gehirnerschütterung oder Schädelbruch, tritt oft nach einem starken Aufprall auf den Kopf auf. Die Auswirkungen eines Schädel-Hirn-Traumas können von leichter Verwirrung bis zu schweren neurologischen Schäden reichen. Eine schnelle Diagnose und medizinische Versorgung sind entscheidend, um langfristige Folgen zu minimieren.

Ein Plastikmodell eines Gehirns im Wartezimmer eines Krankenhauses. | © unsplash Bildgebende Verfahren geben Auskunft über den Schweregrad des Schädel-Hirn-Traumas. (unsplash)

Definition: Was ist ein Schädel-Hirn-Trauma?

Grundsätzlich ist ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) eine Verletzung des äusseren Schädels in Verbindung mit einer Hirnschädigung. Es umfasst eine Bandbreite von Verletzungen, von leichter Gehirnerschütterung bis hin zu schweren Schädelbrüchen, die Symptome wie Bewusstseinsverlust, Kopfschmerzen und kognitive Beeinträchtigungen auslösen können.

Diese kann durch eine Gewalteinwirkung auf den Kopf bei einem Unfall, durch einen Sturz oder auch einen Schlag auf den Kopf entstehen. Reine Schädelbrüche und Schädelprellungen oder Kopfplatzwunden, bei denen das Gehirn nicht geschädigt wurde, gehören also nicht dazu. Ein mittleres oder schweres Schädel-Hirn-Trauma kann lebensbedrohend sein.

«Geschlossenes» und «offenes» Schädel-Hirn-Trauma

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) kann in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: offenes und geschlossenes Schädel-Hirn-Trauma. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Arten liegt in der Integrität des Schädels und der direkten Exposition des Gehirns gegenüber der äusseren Umgebung.

Geschlossenes Schädel-Hirn-Trauma:

Bei einem geschlossenen SHT bleibt die Schädeldecke intakt. Dies bedeutet, dass trotz der Verletzung des Gehirns kein direkter Kontakt zwischen der äusseren Umgebung und dem Gehirn besteht. Geschlossene SHTs reichen von leichteren Gehirnerschütterungen bis zu schwereren Verletzungen wie diffusen axonalen Schäden. Typische Ursachen sind Autounfälle, Sportverletzungen oder Stürze. Symptome können Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gedächtnisprobleme, Bewusstseinsverlust und motorische Beeinträchtigungen sein.

Offenes Schädel-Hirn-Trauma:

Ein offenes SHT tritt auf, wenn der Schädelknochen durchbrochen oder gebrochen ist und eine direkte Verbindung zwischen der äusseren Umgebung und dem Gehirn besteht. Dies kann durch Unfälle, Gewalt oder Sturz aus grosser Höhe verursacht werden. Offene SHTs sind besonders gefährlich, da sie ein erhebliches Infektionsrisiko mit sich bringen, da Keime und Bakterien direkt auf das empfindliche Gehirngewebe gelangen können. Die Behandlung erfordert in der Regel eine chirurgische Intervention, um den Schädel zu reparieren und das Gehirn zu schützen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hauptunterschied zwischen einem offenen und einem geschlossenen Schädel-Hirn-Trauma darin besteht, ob die Schädeldecke intakt ist oder nicht. Offene SHTs beinhalten eine direkte Exposition des Gehirns gegenüber der äusseren Umgebung, während geschlossene SHTs ohne Durchbrechen der Schädeldecke auftreten und vielfältige Symptome je nach Schweregrad der Verletzung verursachen können.

Symptome eines Schädel-Hirn-Traumas

Die Symptome eines Schädel-Hirn-Traumas können je nach Schweregrad der Verletzung variieren. Dies sind die häufigsten Symptome:

  • Kopfschmerzen: Starke und anhaltende Kopfschmerzen sind oft ein erstes Anzeichen für ein SHT.
  • Übelkeit und Erbrechen: Übelkeit und das Bedürfnis zu erbrechen können auftreten, vor allem bei schwereren Verletzungen.
  • Verwirrung und Desorientierung: Betroffene können desorientiert wirken, verwirrt sein oder Schwierigkeiten haben, sich an Ereignisse zu erinnern.
  • Gedächtnisprobleme: Kurz- oder langfristiger Gedächtnisverlust sowie Schwierigkeiten, sich an Geschehnisse vor oder nach dem Unfall zu erinnern.
  • Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder Lichtempfindlichkeit sind mögliche Anzeichen.
  • Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme: Schwierigkeiten beim Stehen, Gehen oder Bewegungen können auftreten.
  • Bewusstseinsveränderungen: Von leichter Benommenheit bis zum Verlust des Bewusstseins können die Veränderungen unterschiedlich stark sein.
  • Schlafstörungen: Schlafstörungen in Form von übermässiger Müdigkeit oder Schlaflosigkeit ist möglich.
  • Veränderungen in Stimmung und Verhalten: Reizbarkeit, Angstzustände, Depressionen oder emotionale Instabilität können auftreten.
  • Neurologische Defizite: Je nach Schweregrad der Verletzung können Lähmungen, Sprach- und Verständnisstörungen auftreten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome unmittelbar nach dem Trauma auftreten oder sich auch verzögert zeigen können. Bei Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma sollte unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, da die schnelle Diagnose und Behandlung entscheidend für die Genesung sind.

Ursachen eines Schädel-Hirn-Traumas

Ein Schädel-Hirn-Trauma kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Unfälle im Strassenverkehr, wie Autounfälle oder Fahrradstürze, zählen zu den häufigsten Gründen. Ebenso können Sportverletzungen, insbesondere bei Kontaktsportarten, zu solchen Verletzungen führen. Stürze, sei es im Haushalt oder von Höhen, sind ebenfalls bedeutende Auslöser. Gewalteinwirkung, sei es durch Schläge, Schüsse oder körperliche Auseinandersetzungen, kann ebenfalls zu einem Schädel-Hirn-Trauma führen. Die Bandbreite der Ursachen zeigt die Vielfalt der Situationen, in denen diese Verletzungen auftreten können.

Der Kopf ist eine empfindliche Region, die bestmöglichen Schutz erfordert. Daher ist es ratsam, Unfälle aktiv zu verhindern und Sicherheitsvorkehrungen wie Sicherheitsgurte oder Fahrradhelme zu verwenden. Besonders bei älteren Menschen kann ein Gleichgewichtstraining dazu beitragen, Stürzen und Kopfverletzungen vorzubeugen.

Verschiedene Schweregrade des Schädel-Hirn-Traumas

Ein Schädel-Hirn-Trauma wird in drei Schweregrade eingeteilt. Massgebend dabei ist vor allem der Bewusstseinszustand des Patienten oder der Patientin. Die Einteilung in ein leichtes, mittelschweres und schweres Trauma erfolgt nach der Glasgow Coma Scale, welche die drei Grundfunktionen des Wachbewusstseins bewertet:

  • Augen: Reagieren die Augen spontan, auf Ansprache, Reize oder gar nicht, wie beispielsweise bei Bewusstlosigkeit
  • Sprache: Zeigt die Person Orientierung und kann die Person auf Fragen antworten?
  • Motorik: Reagier die Person auf Anweisungen und ist die Beweglichkeit beeinträchtigt?

Die Bewertung erfolgt anhand eines Punktesystems. Je weniger Punkte dabei erreicht werden, umso schwerer ist das Schädel-Hirn-Trauma:

GCS-Wert von 13 – 15: Das leichte Schädel-Hirn-Trauma (SHT 1)

Eine vorübergehende Bewusstlosigkeit von weniger als 5 Minuten Dauer kennzeichnet dieses Stadium. Die Symptome bilden sich innerhalb weniger Tage zurück. Normalerweise tritt eine Gedächtnislücke für die Zeit unmittelbar vor oder nach dem schädlichen Ereignis auf. Langzeitige Auswirkungen sind in der Regel nicht zu erwarten.

GCS-Wert von 9 – 12: Das mittelschwere Schädel-Hirn-Trauma (SHT 2)

Die Bewusstlosigkeit erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als 5 bis zu 30 Minuten. Die Symptome bilden sich innerhalb eines Monats zurück und langfristige Auswirkungen sind unwahrscheinlich.

GCS-Wert von 3 - 8: Das schwere Schädel-Hirn-Trauma (SHT 3)

Bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma führt eine Bewusstlosigkeit, die über dreissig Minuten andauert, in der Regel zu anhaltenden Schäden. Wenn der Verdacht auf schwerwiegendere Verletzungen besteht, können Schichtaufnahmen mittels Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) zur Anwendung kommen. Diese diagnostischen Verfahren ermöglichen eine Einschätzung der Art und Schwere der Beeinträchtigung des Gehirns.

Etwa achtzig Prozent der in medizinische Einrichtungen überwiesenen SHT-Patient:innen erleiden ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, das keine langfristigen Folgen hat. Rund zehn Prozent sind mittelschwer betroffen, während weitere zehn Prozent einen schweren Verlauf aufweisen.

Behandlung eines Schädel-Hirn-Traumas

Die Behandlung von Schädel-Hirn-Trauma variiert je nach Schweregrad der Verletzung – von leicht bis schwer. Ein individuell angepasster Ansatz ist entscheidend, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Nun werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Behandlungsstrategien für ein leichtes, mittleres und schweres Schädel-Hirn-Trauma.

  • 1

    Überwachung bei einem leichten Schädel-Hirn-Trauma

    Die leichte Form eines Schädel-Hirn-Traumas ist die Gehirnerschütterung. Eine Bewusstlosigkeit dauert nur einige Sekunden oder Minuten, Betroffene erholen sich in der Regel innerhalb weniger Tage. Bei einem leichten Schädel-Hirn-Trauma ist eine 24-stündige Überwachung im Krankenhaus sinnvoll, denn die Folgen sind schwer abzuschätzen und Komplikationen können sich auch Stunden nach einem Unfall noch entwickeln.

  • 2

    Notfalloperation bei einem mittleren Schädel-Hirn-Trauma

    Bei einem mittleren Schädel-Hirn-Trauma ist das Gehirn in weitaus grösserem Ausmass betroffen. Die Verletzung ist ernst und kann lebensbedrohlich sein. Neben den durch das Trauma entstandenen Schäden am Gehirn steigt durch häufig auftretende Blutungen der Druck im Schädelinneren. Die daraus folgende mangelnde Blutversorgung des Gehirns oder Einklemmungen von Hirnbereichen drohen Teile des Gehirns oder das ganze Hirn irreversibel zu schädigen. Bei Patient:innen mit schweren Kopfverletzungen ist deshalb unter Umständen eine lebensrettende Notfalloperation nötig.

  • 3

    Künstliches Koma oder Kraniektomie bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma

    Bei schweren Gehirnverletzungen kann in den Tagen nach dem Unglück eine Schwellung des Gehirns auftreten. Dadurch besteht erneut die Gefahr einer Schädigung von nicht verletztem Hirngewebe, da der Hirndruck ansteigt. Die Überwachung des Hirndrucks hat deshalb Priorität.

    Um die Patient:innen zu stabilisieren und Folgeschäden für das Gehirn und andere Organe zu verhindern, werden besonders schwer Betroffene über mehrere Tage und Wochen in eine tiefe Narkose – ein künstliches Koma – versetzt.

    Steigt der Hirndruck an, können Neurolog:innen auch gezwungen sein, eine sogenannte Entlastungs-Kraniektomie vorzunehmen. Dabei werden Teile des Schädeldeckels entfernt, sodass das angeschwollene Gehirn mehr Platz bekommt und der Druck im Schädelinneren gesenkt wird.

Darüber sprechen hilft

Ein Leben mit den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Sie sind jedoch nicht alleine! Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen hilft, neue Lösungen und Perspektiven zu finden. Teilen Sie Fragen und Herausforderungen bei einem persönlichen Peer-Austausch oder stellen Sie Ihre Fragen anonym und kostenlos in unserer Community.

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Rehabilitation nach einem Schädel-Hirn-Trauma

Überlebt eine Patientin oder ein Patient ein mittleres oder schweres Schädel-Hirn-Trauma, ist eine langfristige Prognose schwierig zu stellen. Sie hängt ganz vom Ausmass der Hirnverletzungen ab. Vor allem bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma muss mit bleibenden Folgen wie Sprach-, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen oder Lähmungen gerechnet werden. Sehr wichtig ist die Frührehabilitation, an die sich eine mehrwöchige oder sogar mehrmonatige Rehabilitation anschliesst. Dabei kann eine Verringerung von Folgeschäden erreicht werden. Eine abschliessende Prognose über das Ausmass bleibender Schäden lässt sich erst während oder nach Abschluss der Rehabilitation stellen.

Die Rehabilitation nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist ein individuell angepasster Prozess, der darauf abzielt, die körperlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Funktionen des Patienten wiederherzustellen oder zu verbessern. Der Rehabilitationsplan wird von einem interdisziplinären Team erstellt, das aus Ärzten, beziehungsweise Ärztinnen, Neuropsycholog:innen, Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen, Logopäd:innen und Sozialarbeiter:innen besteht.

Die Rehabilitation kann folgende Schwerpunkte haben:

  • Medizinische Stabilisierung: Zu Beginn steht die medizinische Versorgung, um akute Probleme zu behandeln und den Zustand des Patienten oder der Patientin zu stabilisieren.
  • Physiotherapie: Die Physiotherapie zielt darauf ab, die körperliche Beweglichkeit, Kraft und Balance zu verbessern. Übungen zur Wiederherstellung der Motorik und des Gleichgewichts werden durchgeführt.
  • Ergotherapie: Ergotherapeut:innen arbeiten daran, die alltäglichen Fähigkeiten des Patienten oder der Patientin zu fördern, wie Ankleiden, Essen und persönliche Pflege, um die Selbstständigkeit zu erhöhen.
  • Logopädie: Bei kognitiven und sprachlichen Beeinträchtigungen unterstützt die Logopädie die Wiederherstellung der Kommunikationsfähigkeiten.
  • Neuropsychologische Therapie: Diese Therapie konzentriert sich auf kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösung.
  • Psychosoziale Unterstützung: Emotionale und psychische Auswirkungen werden berücksichtigt, und Unterstützung in Form von Psychotherapie oder Beratung wird angeboten.
  • Wiedereingliederung in den Alltag: Die Rehabilitation zielt darauf ab, den Patienten oder die Patientin auf die Rückkehr in den Alltag, Schule oder Arbeit vorzubereiten.
  • Langzeitbetreuung: Bei schweren Fällen kann langfristige Betreuung und Unterstützung notwendig sein, um die bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten.

Die Dauer der Rehabilitation hängt von der Schwere der Verletzung ab. Ein kontinuierlicher Fortschritt wird überwacht und der Rehabilitationsplan kann entsprechend angepasst werden, um die individuellen Bedürfnisse des Patienten oder der Patientin zu erfüllen.


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