Wir haben Angst Ärger zu bekommen...

Liebe Forenteilnehmer

Ich bin dankbar dieses Forum gefunden zu haben, denn meinen neuen Partner und mich beschäftigen viele Fragen, und wir haben Angst Ärger zu bekommen, und besonders davor, getrennt zu werden.

Mein Partner lebt seit seiner Grundschulzeit in Kinderheimen und ambulant betreutem Wohnen. Er hat die Sonderschule besucht und arbeitet seit vielen Jahren in einer WfMmB. Er hat eine Sprachbehinderung und einen GdB von 60. Jedoch ist er sehr selbstständig, hat keine schwerwiegenden körperlichen Handycaps und darf sogar Mofa fahren. Wir sind beide ende 30.

Ich habe einen relativ "normalen" (gibt es überhaupt normal, und wer bestimmt was normal ist?) Werdegang hinter mir, wenn man so sagen kann. Bis auf ADHS und Aspergersyndrom (beides offiziell vor einigen Jahren spät-diagnostiziert, und ADHS mittlerweile medikamentös eingestellt) habe ich keine weiteren Diagnosen und konnte Regelschulen besuchen und einen Ausbildungsberuf abschließen (wenn auch mit großen Schwierigkeiten in meinem Lebenslauf, das alles zu erzählen würde hier jedoch den Rahmen sprengen). Einen GdB habe ich zwar beantragt, jedoch wisst Ihr sicher alle, wie lange sowas dauern kann. Es ist ja auch nicht weiter von Belang zu dem Thema hier.

Jedenfalls kennen wir uns bereits seit 2014, als ich bei dem Träger, wo mein Partner seinen Wohnsitz hat, angefangen habe zu arbeiten. Ich habe jedoch keine Betreuungsfunktion und stand mit ihm nie direkt in Kontakt, immer nur zufällig, wenn er zum Zeitpunkt meiner Anwesenheit gerade Urlaub hatte oder krankgeschrieben war. Außerdem war ich zu dem Zeitpunkt in festen Händen. Jedoch bestand von Anfang an eine besondere Verbindung zwischen uns.

Ich hoffe, es klingt nicht irgendwie kitschig, aber wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und da war immer "mehr"; wie ein Gefühl als kenne man sich von früher oder gar aus einem anderen Leben. Jedoch haben wir uns beide logischer Weise nie unsere Gefühle für einander gestanden, da er wusste dass ich verheiratet war und ich als verheiratete Frau selbstverständlich Treue nicht nur geschworen sondern auch gelebt habe. Auch wenn wir beide die wachsende Zuneigung füreinander spürten, ist bis auf Unterhaltungen und Kaffee trinken zwischen uns nie mehr vorgefallen.

Bis mein Mann sich von mir getrennt hat.
Das war jetzt vor zweieinhalb Monaten. Mein Noch-Mann und ich leben (wegen gemeinsamer Kinder) noch unter einem Dach, aber die Trennung kam auch nicht von heute auf morgen, sondern es gab schon lange Probleme in unserer Ehe, die ihn dazu veranlasst haben sich von mir zu trennen. Unter anderem gab es auch im Herbst l.J. einen Vorfall, wo ich ihn dabei ertappt habe, dass er sich nach sexuellen Abenteuern mit anderen Damen "umgesehen" hat (dazugehörige Emails als Beweis habe ich vorliegen). Die Trennung hängt jedoch nicht mit dem Erlebten meines jetzigen Partners zusammen. Außerdem können mein Noch-Mann und ich ganz gut miteinander verständigen und bisher handhaben wir alles auf Elternebene weiter. Wir haben hier also keinen riesen Krach oder sowas.

Lange Rede-kurzer Sinn.
Mein jetziger Partner erfuhr von meiner Trennung (das ist ein Dorf hier, und jeder kennt jeden, da spricht sich sowas rum) und irgendwann kam die Gelegenheit wo er mich offen fragte, wie es dazu kam. Ich habe ihm davon erzählt, auch das es keine Spontanentscheidung von meinem Mann war und habe ihm ehrlich gesagt, dass ich die Trennung zwar traurig finde (ich habe wirklich alles versucht um die Ehe zu retten, aber dazu gehören bekanntlich zwei...) aber dann auch ganz froh über diese Entscheidung war, weil es für mich nicht mehr zu ertragen war "in der Luft zu hängen". Denn ich fühlte mich lange Zeit emotional von meinem Mann erpresst der schließlich gesehen hat, was ich alles versucht habe um die Ehe (vor allem ja auch wegen unserer Kinder) zu retten, und der sich zu nichts entschließen konnte. Weder zu einem Neuanfang noch zu einer Eheberatung.

Wir haben uns dann öfter auf einen Kaffee getroffen, und da er ein sehr ehrlicher Mann ist, der nichts mehr in seinem Leben zu verlieren hat, hat er den ersten Schritt gemacht und mir seine Gefühle für mich gestanden. Wir haben dann viel über die letzten Jahre gesprochen, in der wir uns bereits kennen und da ich auch sehr ehrlich bin habe ich ihm gestanden, das ich ebenfalls schon lange Gefühle für ihn hege, die Ehe natürlich aber immer im Vordergrund stand. Er war ja auch immer Gentleman und hat nie auch nur an irgendwelche Annäherungsversuche gedacht, was ich ganz großartig finde. Er ist ein Mann der alten Schule und das ist nur eine der Eigenschaften, die ich sehr an ihm schätze.

Jedenfalls kam es irgendwann zum ersten Kuss und wir treffen uns nun (heimlich) regelmäßig und reden nur einfach, kuscheln, küssen, oder liegen uns in meinem Auto einfach nur in den Armen und genießen unsere gegenseitige Nähe und Zuneigung, während wir Musik hören... Aber es gibt ein Problem. Da ich beabsichtige Soziale Arbeit zu studieren haben wir Angst, dass uns diese Beziehung zum Verhängnis wird, insbesondere mir. Ich habe mich zwar mit einer ehemaligen Mitarbeiterin der Einrichtung unterhalten, die meinen Partner bereits über 15 Jahre kennt (und uns auch niemals anschwärzen würde), diese kennt sich jedoch mit der Gesetzgebung nicht genau aus. Mir schwirrt da so die Angst im Kopf "Missbrauch von Schutzbefohlenen", aber sie meinte, so weit sie wüsste, würde mein Partner nicht unter dieses Gesetz fallen.

Seit Anfang letzten Jahres plane ich diesen beruflichen Neuanfang (wo ich noch nicht im Traum daran gedacht habe, das ich diesen wundervollen Menschen einst als Partner haben dürfte), und nun habe ich Angst, dass dieser Traum zerplatzt bevor er überhaupt Formen angenommen hat. Die Mitarbeiterin konnte mich jedoch insofern beruhigen, dass sie meinte ich müsste mir einfach eine andere Einrichtung als Ausbildungsbetrieb suchen (das Studium beginnt erst im Sommer 201😎, und dann dürfte eigentlich nichts unsere Beziehung stören dürfen.

Kann mir jemand genaueres dazu sagen? Mein Partner möchte mir meine Zukunft nicht verbauen, hat aber logischer Weise nun Ängste mich ganz zu verlieren, aufgrund von Gesetzen die ich brechen könnte. Wir sind ziemlich verzweifelt und wünschen uns eigentlich nichts sehnlicher, als endlich diese Geheimnisskrämerei und das sich verstecken müssen zu beenden. Wir spielen auch schon mit dem Gedanken irgendwann zusammen zu ziehen, aber natürlich steht jetzt erstmal der (legale) Erhalt unserer Partnerschaft im Vordergrund und das ich meine Trennung gut über die Bühne bekomme.

Ich bin für jeden Tipp dankbar und freue mich auf Eure Rückmeldungen

Thunderstorm

Antworten

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  • Hi,
    nun, wenn du keine Betreuungsfunktion inne hast und dein Arbeitsvertrag auch nichts untersagt , sehe ich kein Problem.
    Rechtlich seid ihr Kollegen, da du ja auch dort arbeitest oder gibt es doch zwei getrennte Ebenen?

    Sonst sehe ich da kein Problem.

    Du solltest deine eigene Geschichte noch etwas verarbeiten/Aufarbeiten, das du hier öffentlich in einem Forum dich quasi von A-Z für alles rechtfertigst, ist völlig überflüssig und lässt tief blicken. So wirst du weder dir noch deinem neuen Freund gerecht.

    Alles Gute!
  • The user and all related content has been deleted.
  • Hallo

    Ersteinmal danke für Euer Feedback.
    Und es tut mir leid, dass ich ziemlich ausführlich und wohl auch etwas wirr geschrieben habe. Ich neige zum "zerdenken" von schwierigen Themen, und jetzt -da auch noch die Liebe ins Spiel kommt- ist es auch umso schwieriger für mich, in Worte zu fassen, was mich konkret beunruhigt.

    In erster Linie habe ich Angst, dass ich durch die Beziehung zu meinem neuen Partner Berufsverbot erteilt bekommen könnte. Zwar bin ich im Moment in anderer Funktion (wie schon gesagt, nicht als Betreuer o.ä.) bei dem Träger angestellt, wo er im ambulant betreuten Wohnen lebt, ABER da ich nächstes Jahr Soziale Arbeit studieren möchte, kann man meine Ängste vielleicht besser verstehen.

    Doch was ich von Euch-, und parallel auch von anderen Quellen, zu der Problematik gehört habe, dürften uns eigentlich keine negativen Konsequenzen dabei entstehen.

    Ich muss dazu sagen, vielleicht waren wir auch etwas zu "überängstlich". Das liegt aber halt daran, dass wir beide zum einen schon sehr viele negative Erfahrungen gemacht haben was Partnerschaft angeht, und wir um keinen Preis der Welt diese jetzige Beziehung aufgeben möchten. Und zum zweiten, weil einfach das gesetzliche Hintergrundwissen fehlt (ich denke da speziell an Missbrauch von Schutzbefohlenen o.ä.). Ich habe zudem erst letztens gehört, dass ein Sozialarbeiter aus einer Einrichtung geflogen ist (Frauenhaus), weil er eine Beziehung mit einer dort untergebrachten, alleinerziehenden (volljährigen) Mutter angefangen hat... Da wird man dann doch schon mal nachdenklich.

    Also, tut mir leid, wenn ich für Verwirrung gesorgt habe.

    Liebe Grüße
    Thunderstorm
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  • Hallo!
    Sehe eigentlich auch keinen Grund für Ärger, ausser dein zukünftiger Arbeitgeber hätte etwas gegen deine Beziehung was aber eher selten ist denke ich.
    Insofern wünsche ich dir alles Gute für deine neue Beziehung.

    lg Johanna
  • Hallo liebe Forengemeinde

    Ich wollte noch mal ein Update posten, weil ich denke, dass ich auch weiterhin hier im Forum sein werde. Denn es gibt immer mal wieder Fragen die auftauchen, und ich kenne sonst niemanden so recht, der mir diese beantworten kann.

    Erstmal zu meinem Partner und mir.
    Wir sind ganz erleichtert, dass wir nun diese Geheimniskrämerei um unsere Beziehung beenden konnten.
    Es gab einige Gespräche mit div. Betreuern seinerseits, und Vorgesetzten meinerseits. Wir kennen uns ja alle untereinander, da ich nun schon einige Jahre in dem Betrieb arbeite und ich denke, dass ich daher schon mal in einem guten Licht dagestanden habe.

    Es wurde nun geklärt, dass wir uns sehen dürfen wie wir es für richtig halten (wenn seine Arbeit und sein Tagesablauf nicht darunter leidet). Ich darf ihn bei ihm in der Wohngruppe besuchen, nur nicht dort übernachten. Von der Arbeit dort in der Wohngruppe bin ich "befreit", ohne, dass dies jetzt schwerwiegende Konsequenzen für mich hat (was ja seine und meine größte Befürchtung war, weil ich meinen Job liebe). Er muss/soll weiterhin Arzttermine entweder mit den Betreuern oder alleine wahrnehmen. Ich darf ihn (vorerst) nicht dahin mit begleiten. Das muss in den nächsten Monaten noch mit seinem gerichtlichen Betreuer abgeklärt werden, da jährlich (so wie ich das verstanden habe) immer ein neuer Vertrag abgeschlossen wird, in dem die einzelnen Punkte abgeklärt werden.

    Wir sollen einen Termin bei ProFamila wahrnehmen (übernä. Woche), denn auf sexueller Ebene ist mein Partner noch sehr unerfahren, und da trauen sich die Wohngruppenbetreuer nicht so wirklich ran. Wir waren damit einverstanden und ich finde die Idee ehrlich gesagt auch richtig gut. Ich kann meinem Partner auch nur begrenzt Fragen auf seine Antworten geben, obwohl ich sehr gut aufgeklärt bin. Und das, was er bisher gefragt hat konnte ich ihm auch eigentlich alles gut erklären, dass er es auch verstanden hat, aber ich denke, eine neutrale Person die noch mehr Fachkentnisse hat, bringt das alles noch mal anders rüber.

    Wer jetzt nicht ganz folgen kann, möchte ich noch kurz erklären:
    Wir sind beide über 40, jedoch hat mein Partner seit seinem 7. Lebensjahr nur in Heimen und WfMmB gelebt. Er hatte noch NIE eine Beziehung über 4 Wochen, geschweige denn Geschlechtsverkehr (auch noch nicht mit mir, aber er hat mehrfach den Wunsch geäußert).
    Er arbeitet auch in WfMmB, allerdings kenne ich seinen genauen Werdegang nicht, welche Diagnosen er konkret hat usw. Er hat definitiv eine Sprachstörung (Poltern), alles andere sind nur Vermutungen, weil ich schließlich kein Psychologe bin, aber mein Verdacht liegt auf ADHS, evtl. eine Psychose, Gedächtnisstörungen (Erinnerungsvermögen Kurz- und Langzeitgedächtnis), Intelligenzminderung mit großem Fragezeichen, denn wenn jemand wie mein Partner aus schlimmen familiären Verhältnissen gekommen ist und nie richtig gefördert wurde (nur eine Vermutung), dann denke ich ist es schon eher "normal", dass er diese Schwierigkeiten alle hat... Inwieweit er bereits so auf die Welt gekommen ist, und welche Anteile vielleicht durch Traumata in der Kindheit verursacht wurden: Wie gesagt, keine Ahnung... Die Mitarbeiter haben ja alle Schweigepflicht, und ich will ehrlich gesagt auch nicht bei meinen Kollegen den Eindruck erwecken, in irgendwelchen Angelegenheiten herumschnüffeln zu wollen.

    So viel dazu.
    Ich wüsste halt gerne, wie weit ich gehen kann wenn ich mehr über seine Lebensgeschichte erfahren möchte, da ich niemanden auf die Füße treten will.

    Vielleicht hat jemand ja Erfahrung auf diesem Gebiet. Ich wäre sehr an einem Austausch interessiert.
    LG Thunderstorm
  • Hallo Thunderstorm,

    vielen Dank für das Update. Das klingt doch prima 😀

    Ich denke auch, dass der Besuch bei ProFamila gut für euch beide ist!

    Auf jeden Fall eine schöne Zeit zusammen 😀
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