Selbstverteidigung,leicht beherrschbar und gesund

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Ich habe früher ein Bißchen Kampfsport und Kampfkunst gemacht,doch kam ich über den gelben Gürtel nicht hinaus.
Das war Taekwondo,Goyu Ryu-Karate,Wing Chun,Boxen und Aikido.Ich war auch in Segeln(binnen) und Skifahren(alpin) ganz gut.
Ich suche eine Selbstverteidigungsart,die leicht zu erlernen ist und effizient dazu beitragen kann Konflikte zu deeskalieren.
Mein GdB ist 80%;psychisch!

Antworten

  • Schön, dass du das gemacht hast und machen kannst/konntest. Ich habe auch Kampfsport gemacht, aber mit meiner Behinderung (Gdb 90, aG, G, B --> körperlich) ist es leider nicht mehr möglich - egal wie leicht es zu erlernen wäre.

    Also, was möchtest du uns damit sagen? Dass wir alle (wieder) Kampfsport machen und uns nicht so anstellen sollen?

    Dass du gerne wieder Kampfsport machen würdest, aber nicht weiß, wo du da mit deiner psychischen Behinderung hin sollst und kannst?

    Jumanji
  • Hallo Swampflower.
    Meine Standardantwort auf deine Frage lautet: Ja, im Grunde genommen kein Problem. So weit so gut.

    Aaaber...

    Das Schwierige ist tatsächlich, dass deine Behinderung psychische Ursachen hat - und das kann bei unqualifizierter Anleitung zum Problem werden. Wie du aus deiner eigenen Trainingsvergangenheit ja sicher noch weisst, hat Kampfsporttraining bereits einen hohen Stressfaktor - schon dadurch, dass die persönliche Schutzzone im Partner- bzw. Kontakttraining deutlich unterschritten wird. Bei Selbstverteidigung wird dies noch leicht verschärft, weil das Trainingsziel eben KEINE sportliche Fairness ist, auf die man vertrauen kann, sondern dich in die Lage versetzen soll, unter Druck und Stress immer noch richtig zu handeln. Psychisches Training ist Bestandteil der Ausbildung, und darin besteht die Gefahr für dich. Gute TrainerInnen können durchaus kontrolliert vermitteln und steuern, auch bei Personen mit labiler psychischer Ausgangslage. Und noch bessere Trainer werden dir ganz klar sagen, dass sie mit so einer Aufgabe überfordert sind. Wichtig und fair dem Trainer gegenüber ist es, dies im Vorfeld klar zu kommunizieren.

    Aus diesem Grunde empfehle ich dir verschiedene Probetrainings. Die Chemie zwischen dir, dem Trainer und der Gruppe muss stimmen. Hör auf dein Bauchgefühl, probier es aus, aber lass dich nicht zu irgendwas drängen oder überreden. Lass das Probetraining eine Weile sacken - wenn du dann noch Lust hast, ein zweites Mal in die selbe Trainingsgruppe zu gehen, ist das schon mal ein sehr gutes Zeichen.

    Liebe Grüße
    Dirk

    PS: Jumanji, ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich auch bei Gdb 90 (aG, G, B) immer noch durchaus interessante und kreative Trainingsmöglichkeiten bieten. Das lässt sich aber nur mit Sicherheit beantworten, wenn du mal auf der Matte stehst. Warum reagierst du auf Swampflowers Frage so leicht gereizt? Niemand muss sich hier "so anstellen" - wer nach Wegen sucht, wird Wege finden. Wer Grenzen sucht, wird Grenzen finden. Wie überall im Leben. Und Swampflower scheint wohl gerade nach dem Weg zu fragen...
  • Hallo Dirk,

    weil die Fragestellung nicht nur aufgrund vieler ähnlicher Fragen nicht deutlich war, habe ich mir die Freiheit rausgenommen nachzuhaken.

    Psychische Behinderungen sehe ich als keinen Hinderungsgrund mit der entsprechenden Vorinformation an den Trainer, wie er wann was ausgleichen kann oder muss, bzw. was er beachten muss.

    Jiu Jiutsu habe ich auch krank noch eine ganze Weile gemacht, ABER....

    Es gibt Behinderungen oder Erkrankungen (die noch keine Behinderung zur Folge haben), die Kampfsport definitiv einfach ausschließen! Eltern die ihre Kind mit der Glasknochenkrankheit ohne Vorinformation an den Trainer in ein Probetraining für Jiu Jiutsu schicken (meinem Trainer ist genau das passiert!) und sich gleich bei der ersten Fallübung einen Knochenbruch zu ziehen, halte ich für völlig bescheuert und sollten wegen Körperverletzung angezeigt werden.

    Ich selber habe den Sport aufgeben müssen, weil ich eine Osteoporose entwickelt habe, die schon zu Wirbelbrüchen führt, wenn ich nur ein Fahrrad die Bordsteinkante hochschiebe. Zum Glück hat es dank der Therapie aufgehört so extrem brüchig zu sein, aber auf die Matte ist nicht!!! Lebenslanges Mitspielverbot!

    Mein Trainer hätte sich wahrscheinlich der Herausforderung gestellt, wenn ich "nur" im Rollstuhl gelandet wäre... Er liebt Herausforderungen. Verlangte aber immer, dass man sich selber auch mit seinem Arzt auseinandersetzt und ihm ehrlich sagt, was Sache ist. Als ich ihm sagte, ich habe Osteoporose, da durfte ich gerne zuschauen, aber nicht mehr mit machen.

    Den Satz: "Niemand muss sich hier "so anstellen" - wer nach Wegen sucht, wird Wege finden. Wer Grenzen sucht, wird Grenzen finden." von dir finde ich völlig bescheuert. Denn der kommt im Subtext an, als wenn der Behinderte immer selber Schuld habe, wenn etwas nicht geht. Menschen sind Grenzen gesetzt - IMMER! Ich finde es super, dass es Sport für Behinderte gibt, ich finde super, dass es die Paralympics gibt. Ich bewundere die Menschen, die es schaffen über ihre Leistungsgrenzen hinauszugehen und dabei Unmögliches möglich machen. ABER es gibt einfach genug Dinge, die nicht machbar sind, die einen jeden Tag aufs Neue zeigen, dass die Welt einem nicht nur zu Füßen liegt. Leider kommt bei einigen Gesunden aber auch genau Falsch an, was man mit den Paralympics erreichen kann und von diesen Menschen darf man sich dann anhören, dass man einfach nur zu Faul ist, wenn man es nicht schafft wegen eine läppischen Krankheit eben nicht aktiv am Leben teilzunehmen oder sich auch noch erdreistet um Hilfe zu fragen.

    Jumanji
  • Jumanji hat geschrieben:
    Den Satz: "Niemand muss sich hier "so anstellen" - wer nach Wegen sucht, wird Wege finden. Wer Grenzen sucht, wird Grenzen finden." von dir finde ich völlig bescheuert.


    Das ist dein gutes Recht. Wäre ja langweilig, wenn alle die gleiche Meinung hätten.

    Jumanji hat geschrieben:
    Denn der kommt im Subtext an, als wenn der Behinderte immer selber Schuld habe, wenn etwas nicht geht.


    Deine Interpretation - geschrieben und gemeint habe ich das nicht. Es ist nicht "der Behinderte" immer selbst schuld, sondern "der Mensch".

    Jumanji hat geschrieben:
    Menschen sind Grenzen gesetzt - IMMER!


    Richtig, genau das ist der Kern meiner Aussage!!! Denn das trifft auf doch jeden und überall zu. Wenn du das jetzt nur auf dich persönlich oder auf Behinderungen allgemein überträgst, ist das deine Interpretation, nicht meine. Ausnahmslos jeder Mensch hat irgendwo Grenzen - physisch oder psychisch - die man entweder: 1) verschieben, 2) übertreten, 3) akzeptieren oder 4) umgehen kann. Aber 1) dauert lange und ist limitiert, 2) hat oft erhebliche Konsequenzen, 3) ist ein bisschen sich selbst aufgeben und 4) braucht viel Kreativität, Kompromissbereitschaft und oft Hilfe.

    Um bei dir und dem Beispiel Kampfkunst zu bleiben: Selbstverständlich haben du, den Arzt und dein ehemaliger Trainer völlig Recht: klassisches Jiu Jitsu mit Osteoporose ist eine extreme Gesundheitsgefährdung. Doch bei Osteoporose wird dringend sportliche Betätigung zur Knochenfestigung empfohlen. Also Muskelaufbau, Schnellkraft, Ausdauer, etc. Nun, wenn die Grenze im Kampfsport also "Kontakttraining und Fallschule" lautet, dann gibt es immer noch dutzende Kampf- und Bewegungskünste, die ohne solche Elemente auskommen. Ich meine - hey! - es wird sogar ausdrücklich Aerobic mit Osteoporose empfohlen! Als Äquivalent fallen mir da prompt Cardio-Boxen, Sound-Karate oder Tae Bo ein. Und schon haben wir wieder ein anspruchsvolles Kampfsporttraining.

    Jumanji hat geschrieben:
    Psychische Behinderungen sehe ich als keinen Hinderungsgrund mit der entsprechenden Vorinformation an den Trainer, wie er wann was ausgleichen kann oder muss, bzw. was er beachten muss.


    Ich habe mich mit mehreren Trainern verschiedener Dojo unterhalten, die Menschen mit psychischen Problemen ins Training eingebunden hatten. Teils im Wissen der Vorgeschichte, oft aber uninformiert. Das Problem ist (abhängig von der Art der psychischen Probleme oder der Vorgeschichte des Schülers), dass manchmal ein kleiner "Funke" im Training ausreicht, um jahrelange Therapien in den Eimer zu treten und im schlimmsten Fall sogar den Trainingspartner in Mitleidenschaft zu ziehen. Wenn im Kampf die Selbstkontrolle auf einer Seite versagt, können die Verletzungen (bei beiden) verheerend sein. Deswegen sehe ich durchaus Hinderungsgründe - die sich aber mit beiderseitiger Aufklärung im Vorfeld klären oder reduzieren lassen. Um bei den oben genannten Grenzen zu bleiben: Psychische Grenzen sieht man nicht deutlich, darum kann man sie schnell mal ausversehen überschreiten. Da sind wir wieder bei Punkt 2).

    Jumanji hat geschrieben:
    Leider kommt bei einigen Gesunden aber auch genau Falsch an, was man mit den Paralympics erreichen kann und von diesen Menschen darf man sich dann anhören, dass man einfach nur zu Faul ist, wenn man es nicht schafft wegen eine läppischen Krankheit eben nicht aktiv am Leben teilzunehmen oder sich auch noch erdreistet um Hilfe zu fragen.


    Wenn du das absichtlich humorvoll überspitzt auf die Allgemeinheit projizierst, gebe ich dir mit einem Lächeln und Augenzwinkern sofort recht.

    Wenn du damit mich persönlich meinst, bist du keinen Deut besser, weil du genauso vorverurteilst. Glaubst du, ich würde Spitzenleistungen von allen verlangen? Ich bin 1,75 m, schaffe aber nicht ansatzweise eine Kugel dreizehneinhalb Meter weit zu werfen, wie der 1,35 m große Niko Kappel. Ich hab zwei ziemlich gut funktionierende Beine, fahre viel Fahrrad und schaffe im Sprint mit dem Rad auch mal kurz über 40 km/h - aber gegen eine Christiane Reppe, die das Tempo über eine Stunde lang im Handbike hält, hätte ich keine Chance. Bei Wettkämpfen starten Spitzenathleten, kein "normaler" (<- Scheisswort) Mensch kann sich damit messen. Erst recht nicht die Masse der Couchpotatoes da draussen. Aber solche Spitzenleistungen Einzelner sind kein Argument, sich nicht selbst zu fordern oder nach persönlichen Lösungen/Alternativen zu suchen. Der Mensch ist von Natur aus faul und träge. Das ist evolutionsbiologisch bedingt, damit der Steinzeitmensch in uns möglichst viel Energie spart und Hungerphasen überdauert. Meine ganz persönliche Überzeugung ist aber: Aber wer sich auf die Evolution oder eine Behinderung beruft, um "kann ich nicht" als eine unumstößliche Tatsache anzunehmen, macht es sich tatsächlich einfach.

    Grüße
    Dirk

    PS: Ein lieber Gruß an die Moderatoren - Ihr könnt das Gespräch von Jumamji und mir auch gern teilen, damit Swampflowers ursrüngliche Anfrage nicht untergeht.
  • einbein
    Optionen
    "Ich suche eine Selbstverteidigungsart,die leicht zu erlernen ist und effizient dazu beitragen kann Konflikte zu deeskalieren."

    Ich habe zwar keine Ahnung von der Thematik, aber wie man mit Gewalt und Kampfeskraft einen Konflikt deeskalieren will, würde ich gerne mal erfahren. Ich glaube, hier hat so manch einer eine falsche Vorstellung von der Welt.

    Theoretisch und im Film fallen die Gegner immer um wie die Fliegen. Vielleicht kan man mit einem kräftigen Schlag auch mal einen ansich harmlosen alkoholisierten Menschen in die Träume schicken, wahrscheinlich aber nur unnötig schwer verletzen. Eine echten Agressor, der auf illegale Weise bereit ist, für eine Hand voll Euros über Leichen zu gehen und dabei einen Behinderten in der Bahnunterführung überfällt, wird man mit ein bissel Handgewedel vom Kungfu-Kurs nicht abwehern sonder allenfalls nur richtig aggresiv machen.
    Entweder bist du fähig und auch willig und auch bereit hinterher die Konsequenzen zu tragen und beförderst den (vermeindlichen?) Angreifer direkt und unmittelbar und vor allem ohne jegliche Vorankündigung direkt ins Jensseits oder schaffs es ihn mit der ersten Massnahme so wehrlos zu machen, dass du ihn dann mit der zweiten Massnahme endgültig "ungefählrlch" machst oder du vergisst dieses Vorhaben direkt. Wenn das nämlich nicht so klappt, macht er dich platt. und zwar richtig. Und eine 2. Chance hast du nicht. Nicht um dich zu verteidigen und auch nicht einen Fehler durch Überreaktion von dir zu korrigieren.

    Leder, der eine Waffe auch nur in die Hand nimmt, ob Gewehr oder eigene Faust, ob Soldat, Polizist oder normaler Bürger ist grundsätzlich ein potentieller Mörder. Eine tödliche Waffe taugt nie zur Verteidigung. Man kann damit nur Kinder erschrecken, andere umbringen oder nachhaltig und schwer verletzen. Einen unmittelbaren Angriff kann man nur durch Tötung und auch nur dann wenn man beim 1. Schuss bereits genau trifft abwehren. Die meisten Polizisten bruchen mehrere Schüsse um ihren Gegner abzuwehren und werden dabei trotzdem selbst verletzt. Das Zeigt, dass die Schusswaffe nur als Statussymbol und für den eigenen Ego taugt.

    Der einzige Weg, deeskalierend zu handeln, ist der Eskaltion aus dem Weg zu gehen. In heißen Gegenden empfielt es sich, einen "Klaugeldbeuel" dabei zu haben, den man im Falle des Überfalls dann eben hergibt. Den Rest hat man entweder nicht dabei oder sehr gut versteckt.
    Wird man angepöpelt, reagiert man am besten mit gelassenheit. Die Situation geht vorbei und am nächsten Tag geht die Sonner wieder auf und ein neuer Tag beginnt.
  • einbein hat geschrieben:
    Ich habe zwar keine Ahnung von der Thematik, aber wie man mit Gewalt und Kampfeskraft einen Konflikt deeskalieren will, würde ich gerne mal erfahren.


    Ganz einfach: Durch Prävention. Die "Kampfeskraft", wie du sie nennst (schönes Wort), strahlt nach außen deutlich durch Körpersprache, Gestik, Mimik, Muskeltonus etc. aus. Das Grundprinzip jeglicher Eskalation ist das Selbe: Wer Streit sucht, sucht sich ein passendes Opfer. Niemand ist so blöd, sich von vorn herein einen überlegenen Gegner zu suchen. Und wer das doch tut ... naja ... schön blöd.

    Die drei Stufen der Selbstverteidigung lauten: Prävention - Deeskalation - Selbstverteidigung.

    - Prävention ist bereits, zu signalisieren, dass man kein leichtes Opfer ist. Auch nicht im Rollstuhl oder mit Blindenstock. Prävention ist ebenfalls, das Umfeld (wenn möglich) so zu wählen, dass man nicht in gefährliche Situationen gerät oder zumindest schnell Hilfe holen, Schutz suchen oder ungehindert fliehen kann. Den Blick dafür zu schärfen ist die Basis jeden SV-Trainings. Dein Trick mit dem Klaugeldbeutel kann durchaus da mit hinein fließen.

    - Deeskalation bedeutet, der Gegner hat bereits eine gewisse Distanz unterschritten und Kontakt aufgenommen (Angriffe ohne Kontakt gibt es quasi nicht, niemand überfällt den anderen, ohne nicht wenigstens mal hingeschaut und die Situation analysiert zu haben). Auch jetzt kann die Körpersprache und vor allem die Kommunikation noch vieles retten. Auch Distanz aufbauen oder wahren. Ebenfalls die Basis der SV, die sogenannte Selbstbehauptung.

    - Kampf ist das, was man unbedingt immer vermeiden soll. Wer sich auf einen Kampf einlässt, wird verletzt. Die alles entscheidene Frage ist nur, wer von beiden mehr verletzt wird. Wer sich Kampfeskraft antrainiert, geht wenigstens nie unbewaffnet in den Kampf, denn plötzlich ist der ganze Körper, der Rollstuhl, die Gehhilfe, der Blindenstab, der Kugelschreiber, einfach alles, eine Waffe. Man ist unter Stress nicht hilflos und gelähmt, sondern kann noch reagieren. Ich muss keine 10 Runden im Ring überstehen. Ich muss dem Gegner nur soviel entgegensetzen, um mir die Möglichkeit einer Flucht zu erkaufen. Und das, wie du schon richtig sagtest, mit allen Mitteln und allen Konsequenzen. Kein Kungfu-Gewedel, sondern die hässlichen Sachen. Aber auch die muss man trainieren, um sie im Ernstfall abrufen zu können. Vom Kungfu-Filme gucken weiß ich noch lange nicht, was wirksam ist und wie man das Maximum an Wirkung heraus holt.

    Grüße
    Dirk
  • einbein hat geschrieben:

    Ich habe zwar keine Ahnung von der Thematik,


    Gute Einschätzung 😃
    Danke Dirk für die aufklärenden Worte. Ich hätte es nicht anders ausdrücken wollen.
    Gruß

    Holger
  • Hallo,

    ich habe zwei Kampfsporttrainer erlebt.Ein gutes und effektives Training, was das Selbstbewusstsein stärkt, Menschen in die Lage versetzt zu Deeskalieren, bevor es zur Aggression und Gewalt kommt, steht und fällt mit den Lehrfähigkeiten des Trainers.

    Trainer 1: Ein absoluter Überflieger mit hervorragender Technik und dem schwarzen Gurt in verschiedenen Kampfsporttechniken. Man lernte viel. Ein netter Mensch, aber der Auffassung, dass sein Kampfsport ihn vor allen Gefahren abschirmt und er sich immer in der Lage ist gegen eine Gewalt zur Wehr zu setzen. Leider hat ihn dann tatsächlich ein Angriff ereilt, bei dem er unvermittelt und ohne Vorwarnung gleich so schwer verletzt wurde, dass er zu Boden ging. Die körperlichen Wunden heilten schnell, die seelischen sind immer noch - ein Jahrzehnt später - so immens, dass es nicht mal an den Ort des Geschehens gehen kann, ohne heftigste Panikattacken zu erleiden. Berufsunfähig, Frührentner und ein psychisches Wrack. Von Kollegen, Freunden und Bekannten ausgelacht, weil er ja vorher immer getönt hat. Wer Kampfsport beherrscht, hat die Welt in seinen Händen und dem kann nichts passieren. Leider ein völliger Trugschluss. Ich hätte ihm wirklich ein anderes Schicksal gewünscht! Bei seinem Training bin ich aber auch mit keinem Deut mehr an Selbstbewusstsein und dem erlernen Deeskalation weiter gekommen.

    Trainer 2: Träger des schwarzen Gürtel im Jiu Jiutsu. Ich selber habe schon leicht chronisch Krank mit ärztlichem Attest und "Spielregeln" angefangen. Er hat uns in einer meiner Meinung nach grandiosen Weise klar gemacht. Wenn jemand auf euch zu kommt und euch als Leder will, dann schaut zu, dass ihr die Kurve kratzt, BEVOR es zur körperlichen Auseinandersetzung kommt. Kampfsport hilft, schützt aber nicht gänzlich. Er hat uns Techniken gezeigt, mit denen man sich effektiv zur Wehr setzen kann, wenn man nicht gleich beim ersten Schlag umfällt und es zum Ernstfall kommt. Das Training war anstrengend, machte Spaß und hat uns aber auch in lebendiger Weise gezeigt, dass wir alle Menschen sind mit Fehlern und Schwächen. Genau das baute auf! Das sorgt dafür, dass man (als Frau) aufmerksam, aber nicht ängstlich unterwegs ist, auf Spannungen achtet, sensibel dafür wird und so im Vorfeld schon "weggehen" kann. Mir hat es im Alltag durchaus geholfen verbale und non-verbale Gewalt zu verhindern und ich bin auch viel in der Nacht unterwegs.

    Sprich..... Kampfsport ist ein Sport, der einem im Alltag helfen kann Selbstbewusstsein aufzubauen, aber der keine alleinige Schutzwaffe darfstellt. Generell stehe ich auch auf dem Standpunkt... Jede Waffe, die ich mit mir führe, kann auch gegen mich verwendet werden und daher mir mehr schaden, als nutzen. Daher bin ich auch ein absoluter Gegner der "privaten Aufrüstung" mit Pfefferspray, Messern, Baseballschlägern und Gaspistolen.

    Jumanji

    P.S. @ Dirk Tannert: Ich werde deinen langen Beitrag mit den vielen Zitaten von mir hier nicht beantworten, da es mir zu persönlich wäre, hoffe aber, dass ich noch die Chance finde dir dazu eine PN zu schreiben. Ich bedanke mich aber an dieser Stelle durchaus für die z. T. doch sehr kritischen Worte.
  • Ich suche eine Selbstverteidigungsart,die leicht zu erlernen ist und effizient dazu beitragen kann Konflikte zu deeskalieren.

    Hey,

    ich, GdB 100%, G, B, H, mache Krav maga. Das ist kein richtiger "Sport", da es keine Wettkämpfe gibt und man nicht irgendwie "aufsteigen" kann, also vom rosa zum schwarzen Gürtel oder ähnliches.
    Krav maga kommt aus Israel und verbindet verschiedene Techniken, um den Gegner möglichst schnell kampfunfähig zu machen. Es geht nicht darum, etwas elegant und sauber durchzuführen, sondern darum, wie effizient die Technik/Bewegung ist.
    Mein Intructor fährt allerdings die Schiene: Sucht keinen Ärger, geht dem Ärger aus dem Weg!
    Mir macht es zunächst mal viel Spaß, ich kann mich austoben und fühle mich in meinem Verein wohl. Dann kommt die Sensibilierungssache hinzu, durch das Training erkenne ich nun genauer, früher oder besser, wer aggressiv ist/am werden ist und eine geringere Schlaghemmung hat. Dem gehe ich natürlich aus dem Weg.
    Und es macht mich sicherer, selbstbewusster zu wissen, im Zweifelsfall kann ich mich wehren. Auch wenn ich das außerhalb des Trainings noch nie angewendet habe.
    Mein Intstructor ist der Auffassung, nur wer im Koma liegt, kann kein Krav maga mehr lernen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich alle Arten von Behinderungen kennt......
    Dennoch, in meinem Verein trainieren die unterschiedlichsten Leute mit, mit und ohne Behinderung.
    Zu Deeskalation: Ich arbeite mit hoch aggressiven und gewaltbereiten Jugendlichen, die uns Betreuer auch mal angreifen in der Arbeit ist klar: Krav maga darf ich als Betreuerin niemals gegenüber Klienten anwenden, deswegen hilft es mir hier wenig. Deeskalieren lerne und lernte ich mehr in diversen Workshops und Fortbildungen zum Thema Krisenmanagment und Deeskalation.
    Liebe Grüße
    emely





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