Erfahrungen mit Baclofen bei (leichter) Spastik?

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Hallo an alle Forumsmitglieder!

Ich bin ganz neu hier und möchte mich erstmal vorstellen:

Ich bin 18 Jahre alt wurde 14 Wochen zu früh geboren. Das blieb leider nicht ganz ohne Folgen. Nach der Geburt hatte ich eine Hirnblutung und daraus resultiert eine leichte Spastik in den Beinen. Durch die Entwicklungsverzögerung lernte ich erst mit zwei Jahren das Laufen. Durch die Spastik ist das Gangbild steif und etwas unrund, da ich die Beine nicht richtig durchstrecken kann. Ich habe das Gefühl eines ständigen Muskelkaters, der an den Oberschenkeln beginnt und bis in die Waden zieht. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit habe ich mehr Schmerzen, weil sich die Muskeln noch mehr zusammenziehen. Das schlaucht natürlich enorm. Ich mich am liebsten 24 Stunden am Tag nur strecken.

Letzte Woche hatte ich einen Termin in einer Spezialklinik für Orthopädie und Gangstörungen. Dabei stellte sich heraus, dass die Muskeln im Leisten- und Hüftbereich verkürzt sind. Neben Krankengymnastik bzw. Physiotherapie wurde mir auch eine medikamentöse Behandlung mit dem Wirkstoff "Baclofen" empfohlen. Gibt es hier vielleicht Mitglieder, die bereits Erfahrungen mit sogenannten "Muskelrelaxantien" bei einer Spastik haben?

Über Antworten und Infos wäre ich dankbar.

Eine schöne Adventszeit wünscht

N1999

Antworten

  • Mein Freund (40 Jahre) hat eine leichte beinbetonte Spastik seit Geburt (auch zu früh dran gewesen).
    Im Prinzip können wir zwei Dinge empfehlen - und zwar beides parallel:
    1. Physiotherapie, nach Möglichkeit dauerhaft auf Dauerrezept - also immer, immer, immer.
    Es ist einfach gut für die Muskulatur, um Verkürzungen vorzubeugen.
    2. Baclofen!
    Richtig angewendet hat es bei meinem Freund wirklich gut geholfen. Das bedeutet: mit ärztlicher Begleitung (bei uns ist es ein Neurologe) einschleichen, bis man die passende Dosis erreicht hat.
    Achtung: Baclofen macht anfangs müde, aber meist wird das mit der Zeit besser.
    Bei der Dosierung kann es sein, dass man am Ende der Einschleichphase ein bisschen rauf und wieder runter und dann doch noch ein wenig rauf und vielleicht noch eine Winzigkeit runter... probiert, bis man wirklich die passende Dosis gefunden hat.
    Dann kann es sein, dass man im Sommer, wenn es warm ist, wieder müde wird, weil das Baclofen zu hoch dosiert ist. Dann kann man wieder runter gehen. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wieviel gerade gut ist für die Spastik.
    Bei meinem Freund ist es so, dass er im Sommer mit der Hälfte der Winterdosis auskommt.

    Ich hoffe, dir Entscheidungshilfen gegeben zu haben.
    Alles Gute!
  • Hallo,

    Baclofen kann wenn richtig dosiert den Muskeltonus herabsetzten und somit dazu beitragen das
    das Gehen nicht mehr so anstrengend ist.

    DIes kann den Alltag deutlich erleichtern.

    Freundliche Grüße

    Denis, MyHandicap
  • Hallo WCFJ!

    Danke für Deine schnelle und hilfreiche Antwort. Dass man die Dosis anpassen und langsam steigern soll, wurde mir in der Klinik auch gesagt. Wenn man das Medikament - aus welchem Grund auch immer - nicht mehr benötigt, sollte man es "ausschleichen" und nicht sofort mit der Einnahme aufhören.

    Dass man im Winter eine höhere Dosis braucht, kann ich mir gut vorstellen. Klar, dass die veränderte Dosierung im Sommer wieder neu angepasst werden sollte. Durch die Wärme wird die Spastik meistens besser und die Schmerzen weniger. Mir helfen auch warme Bäder. Da kann ich richtig zusehen, wie sich die Muskulatur nach und nach entspannt.Das tut echt gut! Leider hält dieser wohltuende Effekt nicht lange an. Spätestens am nächsten Morgen sind die Beschwerden wieder schlimmer. Man kann sich ja schlecht 24 Stunden am Tag in die Badewanne setzen... 😉 So wie es scheint, kann eine anhaltende Verbesserung nur mit regelmäßiger Physiotherapie in Kombination mit Baclofen erreicht werden, oder?

    Gibt es vielleicht andere, wirkungsvolle "Selbsttherapien"?

    Liebe Grüße

    N1999


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