Mein Beitrag zum Empowerment

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Guten Tag, liebe Gruppenmitglieder,

ich bin neu in dieser Diskussions-Gemeinde und habe mich hier angemeldet, weil mich der Themenbereich "Empowerment und Inklusion für Menschen mit Behinderungen" sehr interessiert und ich gerne meinen Beitrag dazu leisten möchte.

Um die Art meines persönlichen Beitrags zur Erreichung dieser Ziele vorzustellen, verweise ich an dieser Stelle auf einen spannenden 12minütigen Ton- und Bild-Beitrag, den ich aktuell zu diesem Thema erstellt habe. Er ist auf der Video-Plattform Youtube hinterlegt und in meinen Internetseiten eingebettet - und zwar hier:

http://www.ok-statt-ko.de/video.html

Vielleicht hat ja jemand Lust und 12 Minuten Zeit, sich den Film anzuschauen. Ich freue mich über Feedback und einen Austausch darüber.

Herzliche Grüße aus Köln
sendet
Björn Germek

Antworten

  • MyHandicap User
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    Hallo Björn

    Erstmal ganz herzlich willkommen in unserer Community!
    Ich habe mich durch deine Website geklickt und sie gefällt mir gut (als Linguistik gefällt mir vor allem das Wortspiel "EmpowerMentor"!).

    Leider aber ist dein Video nicht barrierefrei, da du offenbar etwas in der Offstimme erzählst ohne es zu untertiteln. Da ich gehörlos bin, kann ich nur sagen, dass es schöne Bildchen sind. Schade!

    Aber wie gesagt, der Rest gefällt mir. Mal schauen, was die User sagen!

    Liebe Grüsse


  • MyHandicap User
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    Hallo, Maggie,

    danke für das Feedback!
    Sorry, dass ich keinen Untertitel zugefügt habe. Hier kommt der Text, den ich in der Offstimme abgelesen habe, damit du weißt, worum es in dem Filmbeitrag geht.

    Herzliche Grüße
    Björn


    ---------

    Ich bin ein behinderter Mensch. Ich stottere.
    Der Begriff Gewalt ist mir nicht nur aus pädagogischen Fachbüchern bekannt.
    Ich kann viele Geschichten erzählen, in denen meine körperlichen und emotionalen Grenzen massiv überschritten wurden, in denen zum Beispiel ein paar Jugendliche nach der Schule auf mich warteten und mit mir Dinge veranstalteten, die nichts mehr mit heiler Welt zu tun haben (deswegen auch das Lied „Sie warten nur auf dich“ in diesem Vorspann).

    Später durfte ich lernen, wie man sich selbst verteidigen kann, und entwickelte mich vom behinderten Gewaltopfer zum Leiter einer Kampfkunst-Schule im Ruhrgebiet. Ich eignete mir eine immense physische Kraft an.

    Heute profitieren andere behinderte Menschen von dieser Kraft. Durch meine eigenen Erfahrungen kenne ich mich bestens aus mit ihren verletzbaren Punkten. Mit meinem Projekt OK statt KO und einer eigenen körpertherapeutischen Methode namens QiSoma, die auf asiatischer Kampf- und Bewegungskunst beruht, komme ich ihren Sorgen und Ängsten entgegen und verhelfe diesen Menschen dazu, stärker, mutiger und kontaktfreudiger zu werden.

    Von dieser Persönlichkeitsarbeit handelt der nachfolgende Beitrag.

    Hören Sie sich meine Gedanken an.
    Lesen Sie sich die Texte auf meiner Internetseite durch.
    Und profitieren Sie von meinem Beitrag zum Empowerment.

    Nachfolgend berichte ich über meinen ganz persönlichen Ansatz zum Empowerment von behinderten Menschen. Ich gehe in diesem Ansatz davon aus, dass viele Menschen mit Behinderungen mutiger, selbstbestimmter, freier und glücklicher leben können als sie es aktuell tun – und dass gleichzeitig Personen, die beruflich oder privat mit Behinderten zu tun haben, ebenfalls mehr Entspannung, Souveränität und emotionale Abgrenzungskompetenz im Kontakt mit ihren Schützlingen erfahren können als dies oft der Fall ist. Mein Beitrag zum Empowerment besteht darin, Persönlichkeiten in ihrer Widerstandskraft und ihrem Selbsterhaltungs- und –entfaltungswillen zu stärken. Ich tue das über eine ganz spezielle körpertherapeutische Arbeit, die ich extra für die Wachstumsanliegen in heilpädagogischen Kontexten entwickelt habe. Sie begründet sich auf Elementen aus effektiven asiatischen Kampfkünsten, die ich adaptiert und für die gruppentherapeutische Arbeit modifziert habe. Menschen lernen, sich selbst, ihre Grenzen und Bedürfnisse und die Grenzen und Bedürfnisse anderer deutlicher wahrzunehmen, zu kommunizieren und durchzusetzen.

    Ich erinnere meine Schüler und Klienten daran, dass sie einen Körper haben und mit diesem Körper im Rahmen ihrer Möglichkeiten in Kontakt mit der Welt treten können, sich aber auch von destruktiven und verletzenden Energien abgrenzen können. Dadurch wächst die Macht über das eigene Leben.

    Wenn Ihnen mein Beitrag gefällt, lade ich Sie ein, sich einmal mein Angebot eines Grundlagen-Workshops für die pädagogischen bzw. pflegerischen Mitarbeiter in Ihrer Einrichtung anzuschauen. Abgesehen von meinen Reisekosten verlange ich hierfür kein Honorar, ich reise gerne in jede Einrichtung in Deutschland. Informationen über den Grundlagenworkshop finden Sie auf meinen Internetseiten.

    Am Anfang seines Lebens stellt sich jeder Mensch eine Frage, nicht kognitiv-bewusst, sondern eher intuitiv und über den Körper:

    Was muss ich tun, wie muss ich mich verhalten, wie muss ich mich anpassen, um in dieser Welt, so wie ich sie um mich herum wahrnehme, zu überleben?
    Das wichtigste Ziel eines jeden Lebewesens ist eben dieses Überleben. Wir checken die Gefahren und Risiken unserer Umwelt und rüsten dann unsere Abwehrkräfte, damit sie uns vor diesen Gefahren sicher schützen. Unser gesamter Organismus ist in dieser Phase auf Selbstschutz ausgelegt, so dass wir eine globale Struktur entwickeln, die sich in der Transaktionsanalyse "Skript" (= [Über-]Lebensplan) nennt.

    Das erste, was ein Kind hat, ist sein Körper. Das Bewusstsein rückt nach. Demzufolge wird das Skript als erstes im Körper verankert, in Form von muskulären Verpanzerungen und Reaktions-Strukturen. Die Idee, bei der Arbeit am Skript mit dem Körper anzufangen, ist daher sehr sinnvoll.
    Das Skript eines Menschen mit einer Behinderung ist sehr oft durch starke Abhängigkeit und Anpassungsbereitschaft an seine Bezugspersonen geprägt. Behinderte Menschen haben früh gelernt, dass sie in vielen Bereichen ihres Lebens hilf- und machtlos sind und sich am besten nach dem richten, was ihre Eltern oder Betreuer ihnen vorsetzen. Gerade in der Beziehung zwischen einem Behinderten und seinen Eltern besteht oft eine Co-Abhängigkeit, die dazu führt, dass das ganze System sich um sich selbst dreht und nur noch selten mal ein Schritt aus der Komfortzone heraus unternommen wird. Viele Behinderte Menschen verlernen in diesem Zusammenhang sich selbst, ihre Bedürfnisse, Wünsche und auch Grenzen zu spüren, man könnte sagen, dass sie mental einrosten und oft ihren Selbsterhaltungs- und Entfaltungswillen verkümmern lassen. Wenn irgendetwas Neues passiert, entstehen sofort große Ängste, die zu groß scheinen, um sie zu überwinden. Dazu kommt, dass diese Wehr- und Schutzlosigkeit der Behinderten oftmals bösartig ausgenutzt wird bzw. wurde. Man trifft erschreckend häufig auf Gewaltopfer und auf vergangene Traumatisierungen.

    Es ist also so, dass das Skript behinderter Menschen damit zu tun hat, sich möglichst klein und unscheinbar zu machen, damit die Menschen, die einem Gutes tun, damit nicht aufhören – und die Menschen, die einem Böses tun, einen vielleicht nicht bemerken. Es besteht eine Art kollektiver Schockstarre, authentische Gefühle werden unterdrückt, indem man nicht mehr atmet, die Schultern einzieht und sich in sein körperliches Schneckenhäuschen zurückzieht.

    Die QiSoma-Arbeit, die Sie jetzt hier auf dem Video sehen können, lädt Menschen mit Behinderungen ein, aus diesem verpanzerten Schneckenhäuschen wieder herauszutreten und ihrer Lebenswelt im Rahmen ihrer Möglichkeiten, selbstbestimmter und stärker zu begegnen.

    Zu der Arbeitsweise bei OK statt KO gehört der körperliche Aspekt sehr intensiv dazu und zwar sowohl in der Arbeit mit den Behinderten als auch in der Arbeit mit den Betreuern und Angehörigen.

    Ich habe ein Element aus einem traditionellen chinesischen Kampfkunst-Stil adaptiert und für die pädagogische bzw. therapeutische Arbeit modifziert und die Methode dann QiSoma genannt. QiSoma wird aus zwei Wörtern zusammen gesetzt, nämlich Qi oder Chi (chinesisch = Lebensenergie) und Soma (griechisch = Körper), zusammengesetzt die Energie des Körpers. In der QiSoma-Arbeit begebe ich mich mit den Teilnehmern in einen engen und intensiven körperlichen Kontakt, den keiner von ihnen bisher so erlebt hat. Dadurch werden anfangs Angst- und Stress-Symptome getriggert, und es dauert meistens ein paar Stunden, bis sich auch der letzte Teilnehmer traut, aufzustehen (bzw. mit seinem Rolli in die Mitte zu kommen) und sich dieser starken Herausforderung zu stellen. Und dann geht es darum, nicht wirklich richtig zu kämpfen, sondern den Kontakt zu einer nicht berechenbaren Energie auszuhalten und dabei von mir immer wieder aufgefordert zu werden, sich in diesem Kontakt zu entspannen und die muskulären Stress-Reaktionen aufzulösen. Es geht um Nähe, Kontakt, Entschlossenheit, eine Sache, die ich oft den „Vorwärtsgang“ nenne, weil viele behinderte Menschen in der Konfrontation mit Stress oft im Rückwärtsgang unterwegs sind, es geht um ein ganz neues Körperbewusstsein, wodurch nach und nach die positiven Ressourcen in der Persönlichkeit frei gesetzt werden und zu einem Mehr an sozialer Lebensentfaltung führen.

    Und im Gegensatz zu der eher gesprächstherapeutischen Arbeit geht das auch mit sehr schwer behinderten Menschen. Ich hatte zum Beispiel schon mal einen Einzelklienten, der eine stark ausgeprägte Körperschema-Störung hatte und überhaupt nicht wusste, dass es ihn selbst überhaupt gibt, also der hatte gar Identitätsbewusstsein. Und er konnte auch nicht sprechen. Anfangs ist er in unserer Arbeit immer in sich zusammen gefallen, hing dann also mit den Armen und dem Kopf auf den Boden und war sich seiner Haltung gar nicht bewusst. Diese QiSoma-Arbeit hat dann in den Jahren, wir haben ca. anderthalb Jahre zusammen gearbeitet, zu einem ganz deutlichen Bewusstseinszuwachs geführt..... als ich ihn das letzte Mal sah, war er körperlich vollständig aufgerichtet, hatte eine wache, gespannte Haltung, begrüßte mich freudig mit den Worten „Björn ist da!“ und zeigte mir ein Heft, in dem es um Pferde ging. Im darauf folgenden letzten Training mit ihm musste ich ihn nicht einmal verbal an seinen Körper erinnern... und er wirkte (im Rahmen seiner Möglichkeiten) vollständig. Ich wusste, ich kann ihm nichts mehr bieten. Was mich auch sehr freute, war, dass er begonnen hatte, mit seinen Eltern in eine freundliche Konfrontation zu gehen. Bisher war er immer sehr abhängig von ihnen und hat sich ihren Wünschen und Bedürfnissen angepasst, weil er keine eigenen Wünsche und Bedürfnisse hatte. Und jetzt, durch dieses intensive Körpertraining hatte er sie plötzlich, er fühlte eine eigene Identität und eine eigene Haltung und hatte begonnen, sie seinen Eltern gegenüber durchzusetzen. Sie waren darüber ein bisschen erschrocken, aber das ist halt so, wenn sich etwas im System ändert – das führt zur Konfusion und dazu, dass sich auch alles andere im System ändern muss, damit das System weiter Sinn macht.


  • MyHandicap User
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    OKstattKO hat geschrieben:
    ich bin neu in dieser Diskussions-Gemeinde und habe mich hier angemeldet, weil mich der Themenbereich "Empowerment und Inklusion für Menschen mit Behinderungen" sehr interessiert und ich gerne meinen Beitrag dazu leisten möchte.

    Um die Art meines persönlichen Beitrags zur Erreichung dieser Ziele vorzustellen, verweise ich an dieser Stelle auf einen spannenden 12minütigen Ton- und Bild-Beitrag, den ich aktuell zu diesem Thema erstellt habe. Er ist auf der Video-Plattform Youtube hinterlegt und in meinen Internetseiten eingebettet - und zwar hier:

    http://www.ok-statt-ko.de/video.html

    Vielleicht hat ja jemand Lust und 12 Minuten Zeit, sich den Film anzuschauen. Ich freue mich über Feedback und einen Austausch darüber.

    Hallo Björn,


    Das video hat mich außerordentlich berührt!

    Der themenbereich "Empowerment und Inklusion für Menschen mit Behinderungen" interessiert mich sehr.

    Ich muss schon sagen, dass ich deinen einsatz sehr bewundere. 😉


    lg

    Ilse



  • MyHandicap User
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    Es freut mich sehr, ein paar positive Rückmeldungen auf mein Video zu sehen... Wenn Ihr mögt, postet den Link gerne in anderen Foren oder schickt ihn an Freunde weiter - je mehr Leute das Video anklicken, desto weiter oben erscheint es bei Youtube, wenn man die Wörter "Empowerment" oder "Inklusion" eingibt. Je öfter es dort gefunden wird, desto mehr Menschen erfahren von meinem Unterstützungsangebot... ich schätze, es bräuchte ca. 1.500 Klicks, um das Video bei youtube auf die erste Seite zu bringen...

    Alles Liebe
    Björn
  • OKstattKO hat geschrieben:... Wenn Ihr mögt, postet den Link gerne in anderen Foren oder schickt ihn an Freunde weiter .....

    Wird gemacht, denn Dein Video ist wirklich beeindruckend! 😉

    Viel Erfolg wünscht Dir

    Ann-Kathy
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